Automatisierung Die Zukunft gehört den Alleskönnern
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In den Logistikzentren der Zukunft haben konventionelle Eckumsetzer oder Ausschleuser keinen Platz. Starre Fördertechniksysteme, die bei veränderten Anforderungen aufwendig erweitert werden müssen, gehören der Vergangenheit an. Stattdessen wird es nur noch ein Universalmodul geben, das sich mittels intelligenter Steuerung einfach modifizieren lässt.

Viele Komponenten von unterschiedlichen Herstellern – das kennzeichnet klassische Fördertechnikstrecken, die mehrere verschiedene Funktionen abbilden. Die Folgen sind hohe Kosten und großer Zeitaufwand bei der Wartung und dem Ersatzteilmanagement. Hinzu kommt, dass konventionelle Fördertechnik starr und damit unflexibel ist. Daher lassen sich bereits verbaute Komponenten in der Regel nicht modifizieren. Stattdessen muss das Fördertechniklayout aufwendig um neue Streckenabschnitte erweitert werden, wenn sich die Anforderungen des Anwenders ändern. Diesem Mangel an Flexibilität stehen – begünstigt durch globale Krisen – wachsende Unsicherheit und sich verändernde Marktverhältnisse gegenüber. Daher wird es für immer mehr Unternehmen zunehmend wichtiger, ihre Logistik schnell an neue Aufgaben anpassen zu können.
Komplizierte Einzellösungen vermeiden
Aufgrund dieser Herausforderungen steigt der Bedarf an Fördertechniklösungen, die mehrere Aufgaben in einem System umsetzen. Die dafür benötigte komplexe Technik sollte einfach zu handhaben und – sobald nötig – problemlos umstellbar sein. Im Logistikzentrum der Zukunft gehören klassische Eckumsetzer, Riemenüberschieber oder Ausschleuser der Vergangenheit an. Stattdessen wird es flexible, kompakte und modular aufgebaute Fördertechniksysteme geben, die die Funktionen mehrerer konventioneller Komponenten in einem abbilden. Der erste Hersteller, der ein derartiges Universalmodul anbietet, ist das Start-up Cellumation. Das Bremer Unternehmen entwickelt platzsparende Fördersysteme auf Basis der patentierten Celluveyor-Technologie. Dabei handelt es sich um Systeme aus hexagonalen Roboterzellen, die mehrere Objekte gleichzeitig und omnidirektional bewegen können.
Maßgeschneiderte Bewegungsprofile
Mit dem „Celluveyor GO“ (cv.GO) hat Cellumation eine neue Anwendung dieses Systems entwickelt, die sich insbesondere durch ihre Flexibilität auszeichnet. Der Fördertechnik-Allrounder eignet sich für zahlreiche Aufgaben wie das Eckumsetzen, Ausschleusen oder Drehen. Jeder Anwender kann diese oder auch andere Funktionen maßgeschneidert konfigurieren und abrufen. Sie lassen sich aus Kombinationen spezifischer Bewegungsrichtungen mit variablen Geschwindigkeiten (Speedsets) individuell zusammenstellen. Diese Speedsets, wie beispielsweise vorwärts/rückwärts, beschleunigen/pausieren oder 90-Grad-Rotation, werden zu individuellen Bewegungsprofilen kombiniert. Auch Kurvenbewegungen lassen sich auf dem Modul einfach selbst konfigurieren. Für jedes zu befördernde Objekt wird eines der bis zu 16 vorab definierten Bewegungsprofile ausgewählt, ohne dass der Materialfluss ins Stocken gerät.
Einfache Wartung und schnelle Verfügbarkeit
Seine Befehle erhält der „cv.GO“ über eine übergeordnete SPS-Ansteuerung, die der jeweilige Anwender selbst bereitstellt, sodass er den kompletten Prozess selbst in der Hand hat. Auch dank seiner modularen Bauweise kann der „cv.GO“ nahtlos in bestehende Fördersysteme integriert werden. Das System kann mit vier bis 18 Zellen geliefert werden und ermöglicht flexible Layouts mit einer Breite von 420 bis 1.300 Millimetern und einer Länge von 320 bis 940 Millimetern. Pro Celluveyor-Zelle lassen sich Objekte mit einem Gewicht von bis zu 9 Kilogramm ausschleusen. Es braucht nur etwa 30 bis 60 Minuten für die Konfiguration und den Einbau; die Lieferzeit beträgt zwölf Wochen. Auch die Wartung kostet nicht viel Zeit: Falls eine Zelle ausfallen sollte, dauert der Austausch weniger als fünf Minuten und wird manuell durch das Lösen und wieder Festziehen von sieben Schrauben durchgeführt.
Anwendung als Eckumsetzer
In Anwendungsversuchen testete Cellumation die Performance des „cv.GO“ als Eckumsetzer. Dabei wurden die zu fördernden Objekte aufgeteilt und vom Förderband kommend zu je 50 Prozent auf ein weiteres Band umgesetzt und geradeaus befördert. Dazu kamen die Bewegungsprofile „eckumsetzen“ und „geradeaus“ zum Einsatz. Im Versuch wurden Ladungsträger mit zwei verschiedenen Maßen genutzt: Bei den Behältern im Maß 600 Millimeter × 400 Millimeter konnten 3.400 parcels per hour (pph) umgesetzt werden; bei den 400 Millimeter × 300 Millimeter großen Behältern waren es 4.300 pph. Das entspricht einem um bis zu 60 Prozent höheren Durchsatz im Vergleich zu konventionellen Eckumsetzern.
Weltneuheit Kurvenumsetzer
Bislang gab es kein Fördertechnikmodul, das Objekte in einer 90-Grad-Kurve fördern konnte. Stattdessen bedurfte es einer Erweiterung bestehender Förderstrecken um einen 30-Grad-Keilförderer und eines zusätzlichen Bandabschnitts mit einer 60-Grad-Kurve, wenn diese Anforderung aufkam. Mit dem „cv.Go“ ändert sich das. Wenn die zu fördernden Objekte zum Beispiel zu gleichen Teilen in einer 90-Grad-Kurve ausgeschleust und geradeaus weiterbewegt werden sollen, kann der Anwender einfach die Bewegungsprofile „Kurve“ und „geradeaus“ auswählen. Das Wegfallen jeglicher Sondertechnik über die normale Förderstrecke hinaus eröffnet neue Möglichkeiten der Layoutkonzeption sowie eine Flächeneinsparung von bis zu 75 Prozent.
Fazit: ein System für alle Anforderungen
Die Fördertechniksysteme der Zukunft sind äußerst produktiv, flexibel und kompakt. Die Zeiten sind vorbei, da Anwender bei veränderten Anforderungen komplette Anlagen neu bauen oder ihre bestehenden Förderstrecken aufwendig um Zusatzkomponenten erweitern mussten. Zeitgemäße Systeme lassen sich ohne großen Aufwand über ihre intelligente Steuerung modifizieren. Das spart Zeit und Geld. Beim Vorreiterprodukt „cv.GO“ kommen zudem eine schnelle Verfügbarkeit und hohe Servicefreundlichkeit hinzu. Daher gilt für Fördertechnik tatsächlich: Alles wird einfacher. (bm)
* Dr.-Ing. Hendrik Thamer ist Geschäftsführer der Cellumation GmbH
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