Lagersysteme Flurfrei, flexibel, wirtschaftlich

Autor / Redakteur: Reinhard Irrgang / Dipl.-Betriebswirt (FH) Bernd Maienschein

Mit dem Transfaster präsentiert Transstore, ein Unternehmen der Westfalia-Gruppe, ein System, das gleichermaßen Lager bedienen, aber auch Ladeeinheiten hallenübergreifend fördern und bereitstellen kann. Das flexibel einsetzbare System erweist sich technisch und funktional, aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht als veritable Alternative zu Regalbediengeräten und Schmalgangstaplern.

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Schwerpunktmäßig standen beim 14. Ravensberger Presseworkshop, der Anfang Dezember vergangenen Jahres von Westfalia in Scheibenberg im Erzgebirge veranstaltet wurde, die Systeme von Westfalia Storage Systems im Vordergrund, wobei die Transfaster-Technologie den Hauptfokus bildete.

Beim Transfaster – bereits vor einigen Jahren der Fachöffentlichkeit vorgestellt, in der Zwischenzeit kontinuierlich verfeinert und mittlerweile in einigen Anwendungen einsatz-erprobt – handelt es sich um eines der neuesten Produkte aus dem Hause Westfalia. Im Zuge der Lizenzierung der Transfaster-Technologie durch die Westfalia-Intralogistik-Gruppe hat zum 1. April 2006 die Transstore GmbH als neue Westfalia-Tochter mit Sitz Erding ihre Aktivitäten aufgenommen.

Neue Alternative zu Regalbediengeräten und Schmalgangstaplern

Dr. Mirko Doerk, Geschäftsführer der Transstore, vertrat auf der Veranstaltung die folgende These: Neben den seit mehr als 40 Jahren bewährten Regalbediengeräte und den Schmalgangstaplern sei der „Transfaster wegen seiner speziellen Konstruktion und den daraus resultierenden Vorteilen die dritte mögliche Lösung zur vollautomatischen Bedienung von Lagern“.

Das Lagerbediengerät Transfaster, das sich in Hochregallagern bis zu 18 m Höhe einsetzen lässt, besteht aus einer Verfahreinheit und einer vertikal beweglichen Hubplattform. Die Verfahreinheit läuft wie ein Brückenkran auf zwei Fahrschienen, die in den Lagergassen auf der obersten Fachebene seitlich an der Regalkonstruktion angebracht sind.

Alle Lastaufnahmemittel einsetzbar

An der oberen Verfahreinheit ist an vier Stahlseilen die untere, vertikal verfahrbare Einheit befestigt, auf der sich, wie Doerk betont, wie bei Regalbediengeräten jedes gewünschte Lastaufnahmemittel installieren lässt, seien es Teleskopgabeln, ein Satellit oder Kettenförderer. Mit einer Verlängerung der Fahrschienen in die Vorzone ist eine direkte und flurfreie Bedienung von Bereitstellplätzen auch außerhalb der Lagergassen möglich.

Eine neu entwickelte Steuerung sichert die pendelfreie Beförderung der Lagereinheiten, und zwar unabhängig vom Gewicht der beförderten Last, wie Doerk betont. Erreicht wird eine Positioniergenauigkeit von2 mm. Die Prozesssteuerung führt die Last auf zeitoptimalen Bahnen. Nach dem Erreichen der Zielposition wird die Hubplattform zur Durchführung der sicheren Lastübernahme zwischen den Auflageträgern verriegelt.

Vorteile in unterschiedlichen Einsatzbereichen

Für langsam drehende Lager empfiehlt Dr. Doerk die Umsetzeinheit Transmover: Sie ist „kostengünstig und spart im Vergleich zu anderen Lösungen viel Platz ein.“ Mit dieser einfachen und vor allem flurfreien Umsetzeinheit kann der Tansfaster sehr schnell mehrere Gassen bedienen. Ebenso können mehrere Transfaster innerhalb einer Gasse eingesetzt werden, wodurch sich „die Lagerleistung erheblich erhöht“.

Ebenso lassen sich Leistungssteigerungen erzielen, wenn die untere Einheit des Geräts, und damit die Hubplattform, um zirka 1,5 bis 2 m verlängert wird, um so ein zweites Lastaufnahmemittel installieren zu können.

Wie Dr. Doerk ausführt, lässt sich der Transfaster auf unterschiedlichen Anwendungsgebieten einsetzen. So zum Beispiel in Schmalganglagern, die automatisiert werden sollen, und bei Hallenflächen mit unterschiedlichen Höhen. Aber selbst in Lagern, die neben dem Transfaster auch von anderen Geräten wie beispielsweise Flurförderzeugen, Staplern oder Kommissionierern befahrbar sein müssen, sowie in Lagern mit einer hohen Umschlagsleistung und Mehrschichtbetrieb.

Der Clou des Transfasters ist, wie Doerk betont, seine multiple Einsetzbarkeit, denn das System kann Lager bedienen, kann fördern, dies mit vergleichsweise geringem Installationsaufwand auch hallenübergreifend, und bereitstellen. Zu den weiteren Vorteilen des Transfasters zählt, dass er sich flurfrei bewegen kann und keine besonderen Anforderungen an die Beschaffenheit und Belastbarkeit der Bodenfläche stellt. Im Sinne der Planungsfreiheit kann die Zu- und Abfördertechnik bedarfsabhängig entweder an einer Regalstirnseite auf jeder gewünschten Höhe oder im Regalbereich senkrecht zu den Gassen angeordnet werden.

Hohe Ein- und Auslagerleistungen

Zudem ist der Transfaster weniger als halb so schwer wie ein Regalbediengerät und deutlich leichter als ein Schmalgangstapler. Die erreichte Ein- und Auslagerleistung ist doppelt so groß wie die Leistung eines Schmalgangstaplers und annähernd so hoch wie diejenige eines schnellen Regalbediengeräts. Wie Doerk weiter hervorhebt, lässt sich der Transfaster mit „weitaus geringerem Aufwand als ein RBG auch mit Lastaufnahmemitteln für zwei oder mehr Ladeeinheiten ausrüsten.“ Und zudem sind in einer Gasse bis zu drei Systeme übereinander einsetzbar. Im Sinne hoher Flexiblität kann der Transfaster unterbrechungsfrei Transport- und Verkehrswege überqueren und ist über Hallenflächen mit unterschiedlichen Höhen problemlos einsetzbar.

Zu den weiteren Systemvorteilen zählt die schnelle Montage: So wird nach dem Aufstellen der Regale ein Transfaster in kürzester Zeit mit „minimalem Montageaufwand“ installiert und in Betrieb genommen; eine Öffnung von Dach oder Wand und der Einsatz eines Krans sind nicht erforderlich. Mit der Umsetzeinheit Transmover sind mehrere Gassen mit einem Transfaster kostengünstig und Platz sparend zu bedienen. Des Weiteren lässt sich der Transfaster ohne großen Aufwand ein- und ausbauen und bei Bedarf an anderen Lagerstandorten mit abweichender Regalhöhe umsetzen.

Nach ausführlichen Tests in der Pilotanlage wurden 2005 bereits zwei Anlagen in Betrieb genommen „und laufen zur vollen Zufriedenheit der Kunden“, wie Dr. Doerk betont. So beispielsweise bei Alu-Rheinfelden im Südschwarzwald. Derzeit wird ein weiteres Projekt mit vier Transfastern in der Schweiz geplant.

Erfolgreicher Einsatz im Drei-Schicht-Betrieb

Seit gut eineinhalb Jahren ist der Transfaster bei der Gebrüder Kunze GmbH in Gelenau im Einsatz. Die Anlage läuft dort an sechs Tagen in der Woche im Drei-Schicht-Betrieb. Kunze versorgt als 3rd-Tier-Lieferant größere Automobilzulieferer mit Funktionsteilen aus Metall. Hierzu zählen beispielsweise Lagerbolzen für Schaltungen und Sitzverstellungselemente, Bolzen und Betätigungs-elemente für Bremskraftverstärker, Elemente für Kolbenstangen von Stoßdämpfern sowie Bauteile für Kupplungsbetätigungen und Spurstangenbolzen. Die 57 m lange, 10 m breite und 7 m hohe Lageranlagebei Gebrüder Kunze bietet 3024 Stellplätze auf sieben Ebenen in zwei Gassen. Davon sind allerdings nur rund ein Viertel mit Paletten der Maße 1220 mm × 820 mm × 620 mm einfachtief belegt. Die Mehrzahl der Plätze ist für doppelttief gelagerte Behälter der Maße 700 mm × 820 mm × 620 mm vorgesehen. Die Transfaster-Anlage kann 34 Doppelspiele pro Stunde erbringen, wobei der Betreiber, der sich mit der zuverlässig arbeitenden Anlage sehr zufrieden zeigt, seinen Anforderungen entsprechend eine etwas geringere Leistung abruft. Zudem ist es ja auch beruhigend, stets noch etwas Power „in Reserve“ zu haben. MM

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