Konstruktionskosten Konstruieren mit Software senkt die Produktionskosten

Autor / Redakteur: Jan O. Fischer / Dietmar Kuhn

Ein funktionierendes Kostenmanagement ist unerlässlich, um die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu erhalten. Bei der kostenorientierten Produktentwicklung setzt das Kostenmanagement dort an, wo die Kosten bestimmt werden: In der Konstruktion.

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Die meisten Maßnahmen des Kostensenkens beschränken sich auf die Organisations- und Fertigungsprozesse. Eine Betrachtung der Kostenbeeinflussbarkeit im Produktentstehungsprozess zeigt jedoch, dass durch die Konstruktion bereits 80% der Produktkosten festgelegt werden. Gleichzeitig verursacht die Konstruktion selbst weniger als 20% der Kosten eines Produktes. Entsprechend hoch ist die Effizienz des Kostenmanagements in der Konstruktion.

Kostenorientierte Produktentwicklung bedeutet aber nicht, Kosten zu Lasten der Produktqualität zu senken. Vielmehr werden Methoden und Werkzeuge eingesetzt, die es ermöglichen, technisch hochwertige Produkte zu erstellen und gleichzeitig Wettbewerbsvorteile durch niedrige Herstellkosten zu erlangen.

Es stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, deren sich das kostengünstige Konstruieren bedient, wobei unterschiedliche Faktoren bei der Einführung und Nutzung eines Systems zur kostenorientierten Produktentwicklung Einfluss auf dessen Erfolg nehmen.

Kostenorientierten Produktentwicklung

Ein System zur Unterstützung des kostenbewussten Konstruierens muss interdisziplinär ausgerichtet sein, um sowohl den technischen als auch den kaufmännischen Belangen der Produktentwicklung gerecht zu werden. Zu den möglichen Methoden und Instrumenten eines solchen Systems zählen Target Costing, Kosteninformationen für Konstrukteure und entwicklungsbegleitende Kalkulation.

Mit Target Costing, dem marktorientierten Zielkostenmanagement, werden die am Markt durchsetzbaren Produktkosten erreicht, indem dem Entwicklungsprozess der Managementzyklus Planen - Kontrollieren - Steuern aufgeprägt wird. Durch methodisches Vorgehen wird der auf Funktionsebene aufgezeigte Kostensenkungsbedarf realisiert.

Kosteninformationen ermöglichen dem Konstrukteur die Auswahl der kostengünstigsten Alternative. Das Relativkosten-Informationssystem Costfact zeigt die Kostenverhältnisse verschiedener Konstruktionslösungen und gewährleistet so ein effizientes Kostenmanagement.

Im Informationssystem Costfact gelten Relativkosten als Bewertungszahlen, mit denen das Kostenverhältnis alternativer Konstruktionslösungen dargestellt wird. Damit wird die Auswahl der kostengünstigsten Konstruktionsalternative ermöglicht. Costfact enthält zahlreiche überbetrieblich anwendbare Relativkosten zu Fertigungsverfahren, Funktionen, Gestaltungsalternativen, Halbzeugen und Normteilen. Außerdem erlaubt Costfact die Einbindung von unternehmensintern erstellten Relativkosten.

Kostenbewusstes Konstruieren erfordert frühzeitige Informationen über die voraussichtlichen Kosten eines Produkts. Mit Verfahren der entwicklungsbegleitenden Kalkulation sollen bereits während des Konstruktionsprozesses Abschätzungen zu den späteren Herstellkosten getroffen werden. Die Software Cost Control ermöglicht es, solche Kostenprognosen mit wenig Aufwand zu erstellen.

Die Auswahl und Umsetzung von einzelnen Maßnahmen muss sich eng an den betriebsinternen Randbedingungen wie Produktionsprogramm, Fertigungsprozessen oder IT-Systemen ausrichten. Gemeinsam mit der TU Chemnitz führt die GKP Benchmarkingprojekte im Bereich der kostenorientierten Produktentwicklung durch, um den Methodeneinsatz bei Unternehmen zu unterstützen und Key Performace Indicatores bei der Maßnahmenumsetzung zu identifizieren.

Cost Control unterstützt den gesamten Prozess des Zielkostenmanagements, von der Bestimmung der Zielkosten bis zur Kostenbewertung von Entwürfen. In die Entwicklung von Cost Control sind die Erfahrungen aus praktischen Projekten ebenso eingeflossen wie die aktuellen Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung. Die Software besteht besteht aus den Modulen Cost Target, Cost Analyzer, Cost Function, Cost Regression und Cost Monitor, die auch einzeln genutzt werden können.

Cost Target basiert auf der Methodik des Zielkostenmanagements, mit der neue Produkte konsequent an den Kundenwünschen und den vom Markt erlaubten Kosten ausgerichtet werden. Mit Cost Target werden Kostensenkungspotenziale auf Ebene der Produktkomponenten bestimmt und unnötige Produktfunktionen identifiziert. Das Modul Cost Target leitet den Benutzer durch die Abbildung und Analyse der Produktfunktionen, um anschließend den Beitrag der Produktkomponenten zur Erfüllung der verschiedenen Funktionen zu bestimmen. Cost Target führt umfassende Analysen durch und ermittelt beispielsweise den Kostenreduktionsbedarf auf Ebene der einzelnen Produktkomponenten und erstellt Kosten-/Nutzenvergleiche von Funktionen.

Kostenmanagement erfordert die Möglichkeit einer effizienten Kostenanalyse. Dies setzt die transparente Darstellung der Kosten eines Produkts in seiner Erzeugnisstruktur voraus. Viele PPS- beziehungsweise ERP-Systeme ermöglichen jedoch keine solche Kostenanzeige, sondern erfordern manuelle Abfragen und aufwändiges Aufbereiten der Daten. Hier unterstützt der Cost Analyzer den Anwender, indem er sämtliche Kosteninformationen auf Knopfdruck strukturiert und gemäß der Erzeugnisstruktur in einer übersichtlichen Baumhierarchie darstellt.

Kostenfunktionen stellen den Kostenverlauf in Abhängigkeit von technischen Parametern dar und geben damit frühzeitig im Konstruktionsprozess Aufschluss über die voraussichtlichen Kosten eines Produkts. Diese Funktionen werden betriebsspezifisch ermittelt. Cost Function dient als Plattform für den Einsatz solcher Kostenfunktionen und ermöglicht es, die Kosten von neuen Kalkulationsobjekten alleine anhand ihrer konstruktiven Merkmale zu prognostizieren.

Cost Regression erlaubt eine schnelle Kostenschätzung anhand einer statistischen Auswertung von vorhandenen Bauteilen oder Baugruppen, die dem neuen Kalkulationsobjekt ähnlich sind. Hierbei werden zunächst mit Hilfe von Auswahlkriterien Referenzobjekte identifiziert. Unter den für diese Objekte hinterlegten Sachmerkmalen wählt der Benutzer das Merkmal mit dem voraussichtlich größtem Kosteneinfluss aus. Cost Regression ermittelt dann anhand der Referenzobjekte den funktionalen Zusammenhang zwischen dem ausgewählten Merkmal und den betrachteten Kosten auf Basis verschiedener Regressionstypen.

Cost Monitor ermöglicht die Modellierung von Produktstruktur und Produktkosten zu jedem Zeitpunkt des Konstruktionsprozesses. Mit CostMonitor kann entweder, beginnend von der grünen Wiese, ein Produkt komplett neu aufgebaut, oder bei bestehenden Produkten die Auswirkungen von Produktüberarbeitungen auf die gesamten Herstellkosten abgebildet werden. So lassen sich beispielsweise in Wertanalyse-Projekten Varianten vergleichen oder die Ergebnisse von Cost-Savings analysieren. MM

Dr. Jan O. Fischer ist Geschäftsführer der GKP - Gesellschaft für kostenorientierte Produktentwicklung in 50931 Köln, Tel. (02 21) 9 40 25 31, fischer@gkp-online.de

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