Supply Chains Kriminalität in Logistikprozessen

Redakteur: Robert Weber

Vor wenigen Wochen machte der britische „Bribery Act“ wieder Schlagzeilen. Auch die Logistikwelt kämpft mit Betrug, Unterschlagung oder Korruption. Diese schädigen gut die Hälfte der Unternehmen aus der Transport- und Logistikbranche. Damit ist die Branche in etwa genauso stark von Wirtschaftskriminalität betroffen wie die deutschen Unternehmen.

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Vor allem in Asien, Afrika und Südamerika gehört Schmiergeld zum guten Ton.
Vor allem in Asien, Afrika und Südamerika gehört Schmiergeld zum guten Ton.
(Bild: Transparency International (2010), gemeinfrei)

Das sind Ergebnisse der Branchenauswertung „Wirtschaftskriminalität – Transport und Logistik“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC und der Universität Halle-Wittenberg. Die Auswertung zeigt, dass sich das Risikoprofil im Transport- und Logistikgewerbe zum Teil deutlich von dem in der Gesamtwirtschaft unterscheidet. So ist in der Branche ein etwas größerer Teil der Unternehmen von Vermögensdelikten (36 % vs. 32 % alle Branchen) sowie dem Diebstahl vertraulicher Kunden- und Unternehmensdaten betroffen (16 % vs. 12 %alle Branchen).

Korruption bei Transport- und Logistikunternehmen besonders stark verbreitet

Besonders groß ist die Diskrepanz bei den wettbewerbswidrigen Absprachen: Während 13 % der Transport- und Logistikunternehmen mindestens einmal mit diesem Delikt konfrontiert waren, trifft dies insgesamt nur auf 6 % der Befragten zu. Mehr als jeder vierte Transporteur oder Logistiker (27 %) schätzt den branchenspezifischen Anteil von Absprachen auf 20 bis 30 %.

Auch Korruptionsdelikte treffen Transport- und Logistikunternehmen häufiger als Unternehmen anderer Branchen. Über (mindestens) einen konkreten Schadensfall zwischen 2009 und 2011 berichteten 14 % der Transporteure und Logistiker im Vergleich zu 12 % der Befragten aller Branchen. Zudem sind 30 % der Transport- und Logistikunternehmen (alle Branchen: 26 %) davon überzeugt, mindestens einmal einen Auftrag verloren zu haben, weil der erfolgreiche Wettbewerber ein Bestechungsgeld gezahlt hat.

Verhaltenskodex ist nicht für alle bindend

Die starke Verbreitung von Korruption verwundert zunächst, schreiben die Autoren: Immerhin 68 % der Transport- und Logistikunternehmen verfügen über ein Anti-Korruptionsprogramm, während dies branchenübergreifend nur für 59 % der Befragten gilt. Allerdings räumen nur wenige Transport- und Logistikbetriebe der Korruptionsbekämpfung einen „hohen“ Stellenwert ein.

Aus Sicht der Befragten ist es in der Branche lediglich ein Anteil von 16 % der Unternehmen, der der Zurückdrängung von Korruption gegenüber anderen deutschen Unternehmen eine große Bedeutung zumisst (alle Branchen: 28 %), gegenüber Unternehmen außerhalb der Europäischen Union liegt der Anteil mit 23 % etwas höher (alle Branchen: 34 %).

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