Mobile Datenerfassung Robuste Tabletcomputer ersetzen Handhelds
Mit einer Umstellung auf SAP ERP im Jahr 2016 standen bei der Friedrich Lütze GmbH in Weinstadt bei Stuttgart auch die in den Lagerbereichen verwendeten Handscanner zur Disposition. Der weltweite Spitzenanbieter von Komponenten und Systemen zur Automation entschied sich für industrietaugliche SH7-Taskbooks von Soredi.
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Die Friedrich Lütze GmbH entwickelt und fertigt seit 1958 in Weinstadt elektronische und elektrotechnische Komponenten und Systemlösungen für die Automatisierung sowie Hochtechnologie für die Bahntechnik. Mit Produkten wie Kabeln und Steckverbindern, Schaltschranksystemen, Steuerungen und zukunftsweisender Bahntechnik gehört das Unternehmen heute international zu den Spitzenanbietern in der Automationsbranche. Täglich werden hier Tausende Vorprodukte und Komponenten angeliefert und weiterverarbeitet. Ebenso verlassen Hunderte fertig kommissionierte Sendungen das Unternehmen in die ganze Welt.
Per Falltest zur Auswahlentscheidung
Zum Jahreswechsel wurde das vorhandene ERP-System durch SAP ersetzt. Im Zuge dieses Projektes sollten auch die Handscanner ausgetauscht werden, um eine nahtlose Kommunikation mit dem neuen System zu ermöglichen. Durch moderne Logistik und hohe Lager- wie Produktionsbereitschaft will Lütze kürzere Lieferfristen bieten.
„Bei der Auswahl haben wir eine breite Palette von Geräten untersucht“, sagt Patrick Villing, Gruppenleiter Lager/Versand bei Lütze. „Sie reichte von konventionellen Handscannern bis zu den ,SurfacePro‘-Tablets von Microsoft.“ Genau zwischen diesen beiden Bauarten liegt das SH7-Taskbook von Soredi Touch Systems. Das 7-Zoll-Display steckt in einem 0,7 cm flachen, stabilen Alurahmen, der an den Ecken durch Gummipuffer geschützt wird. Das resistive Touchpanel wurde hinter 1,6 mm starkem Gorillaglas aufgeschmolzen. Dies bietet auch Schutz gegen Bruch und Splitter.
Auch mit Handschuhen zu bedienen
„Selbst Schläge mit einem Schraubenzieher hinterlassen auf dem Display keine Spuren“, sagt Patrick Villing. Die Robustheit bestätigt sich auch in objektiven Messungen. So haben die Geräte standardisierte Falltests aus 1,5 m Höhe erfolgreich überstanden, erfüllen die Anforderungen der Schutzklasse IP65 gegen Spritzwasser und haben Rütteltests nach Klasse 5M3 nach EN 60721-3-5: 1998 für den Betrieb auf Landfahrzeugen erfolgreich bestanden.
Als weitere Besonderheit lässt sich das Touchpanel sogar mit Handschuhen bedienen. Dazu wird eine Software eingesetzt, mit der sich die Sensitivität des Displays einstellen lässt, indem die Anzahl der Elektronen, die das Display pro Sekunde aussendet, reduziert wird. Es bietet bessere Bedienbarkeit per Fingerdruck, denn die WSVGA-Auflösung beträgt 1024 × 600 Bildpunkte. Deutlichere Symbole, besser lesbare Buttons und mehr Bedienelemente am Bildschirm sind die Ergebnisse. Eine LED-Hintergrundbeleuchtung mit 420 cd/m² erlaubt in Verbindung mit einer neuen Entspiegelungstechnik die Benutzung unter schwierigen Lichtverhältnissen. Dazu wird die Glasoberfläche in einem chemischen Verfahren aufgeraut, indem einzelne Punkte herausgeätzt werden.
Eine seitlich angebrachte Funktionstastenleiste beschleunigt Routineabläufe. Einerseits ruft man damit verschiedene Soft-Keyboards auf, wie Zehnertastatur oder Sonderzeichen. Andererseits kann man die Tasten flexibel belegen – zum Beispiel mit Scanprozessen.
„Die Funktionstasten sind ein entscheidender Vorteil gegenüber herkömmlichen Tablets, weil sie alltägliche Abläufe enorm beschleunigen“, sagt Patrick Villing. „Wir könnten sogar noch mehr davon gebrauchen.“ Das Scannen von Barcodes übernimmt übrigens ein 2D-Autorange-Imager, der in einem Griffmodul steckt, das mit Magnetmechanik an das Tablet angedockt wird. Der Imager beleuchtet zunächst die zu erfassende Fläche, erkennt auf Entfernungen von 0,5 bis 8 m Barcodes und wandelt diese aufgrund eines genauen Fotos um.
Als Betriebssystem erleichterte Windows Embedded 7 die Nutzung eines RDP-Session-Servers mit SAP. Das Remote Desktop Protocol (RDP) ist ein proprietäres Netzwerkprotokoll von Microsoft zum Darstellen und Steuern des Bildschirminhalts entfernter Computer. Bei RDP fungiert eines der beiden Systeme als Terminalserver. Dieser erzeugt Bildschirmausgaben auf dem Terminalclient. Außerdem können Maus- und Tastatureingaben vom Terminalclient entgegengenommen werden. Das Display ermöglicht dadurch das Ablesen von Artikelnummern, Aufträgen und Lagerplatzbeschreibungen direkt aus SAP – im Gegensatz zu den üblichen Scannerdisplays von 5 cm × 5 cm. Dadurch ersparen sich die Mitarbeiter Leerfahrten und Rückfragen zur Informationssuche.
Interessantes Akkukonzept
Im Jahr 2015 wurden zunächst fünf Geräte in Verbindung mit dem alten ERP-System getestet; seit dem Go-Live von SAP zum Jahreswechsel sind insgesamt 20 SH7-Taskbooks im Einsatz. Dafür war auch die Fähigkeit entscheidend, branchenübliche Standardsoftware ohne Kompromisse in Bezug auf die Leistung ausführen zu können. Neben der Größe des Displays entscheidet darüber der Prozessor – ein Intel 3825 mit 2 × 1,33 MHz Prozessorleistung und 2 GByte DRAM Arbeitsspeicher.
Momentan wird im Zweischichtbetrieb von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends mit den SH7-Taskbooks kommissioniert. Da bewährt sich besonders das Akkukonzept der Geräte: Zusätzlich zu einem fest verbauten Lithium-Ionen-Akku mit 20 Wh Leistung im Gehäuse enthält auch das Griffmodul zwei Batstar-Schnellwechselakkus von Honeywell mit je 17,8 Wh, die zum Nachladen ausgewechselt werden können. Dabei bleibt das Gerät in Betrieb, weil es über den nachgeladenen Akku im Gehäuse versorgt wird. „Durch den schnellen Wechsel erreichen wir eine hohe Verfügbarkeit der Geräte rund um die Uhr“, sagt Patrick Villing.
Passen auch aufs Fahrzeug
Mit dem großen Display und der Direktverbindung zu SAP über das beschriebene RDP haben die Mitarbeiter neue Möglichkeiten gewonnen, die ihre Arbeit effektiver machen. Neben der normalen, augenblicklich vorgegebenen Scannertransaktion lassen sich alle SAP-Transaktionen aufrufen. „Wenn etwa an einem vorgegebenen Lagerplatz das gewünschte Material nicht vorhanden ist, kann der Kommissionierer vor Ort nachsehen, welche weiteren Lagerplätze es gibt, und es ohne Umweg dort abholen“, sagt Patrick Villing. „Früher musste er dazu einen PC aufsuchen.“
Mitgelieferte Umhängegurte und Tragetaschen werden nicht benutzt, da die Taskbooks meistens auf den Kommissionierwägen abgelegt werden können. Theoretisch würden sich die Geräte auch auf Fahrzeugen montieren lassen.
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* Dr. Thomas Tosse ist Inhaber der Agentur hightech marketing e.K. in 81667 München, Tel. (0 89) 4 59 11 58-0, info@hightech.de
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