Umformtechnik Schlanke Fabriken – Thema der 33. Bosch-Experten-Konferenz

Autor / Redakteur: Dietmar Kuhn / Dietmar Kuhn

Drei Tage lang diskutierten die Teilnehmer der 33. Experten-Konferenz beim Gastgeber Robert Bosch GmbH in Abstatt das Thema der Prozesskette Karosserie. Eingeladen hatte der Internationale Rohbau-Expertenkreis (IRE). Diesmal stand die schnelle, schlanke und digitale Fabrik, bezogen auf die Presswerksplanung der Automobilhersteller, im Fokus. Wertstromdesign und die Digitale Fabrik waren dabei dominierende Themen.

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Seit 1988 besteht der Internationale Rohbau-Expertenkreis. Seitdem ist es den Veranstaltern gelungen, diese Informations- und Veranstaltungsreihe erfolgreich durchzuführen. Dabei geht es vor allem um reibungslose und sichere Produktionen in der Automobil- und Zulieferindustrie. Blech – in Form von Karosserien – und seine Bearbeitung steht dabei immer im Mittelpunkt. Meist geschieht dies im Presswerk – also dort, wo große Pressen beziehungsweise Pressenstraßen das Blech umformen. Die Vorträge sind praxisnah und bieten ein Spiegelbild aktueller Technik.

„Eine schlanke Fabrik ist auch eine schnelle Fabrik“, leitete Klaus Erlach vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart sein Referat ein. Doch der Weg zu einer schnellen Fabrik scheint demnach nur über das so genannte Wertstromdesign zu funktionieren. „Die Wertstrommethode“, so Erlach, „ermöglicht eine überschaubare Darstellung und Bewertung der Produktionsprozesse sowie der Material- und Informationsflüsse.“ Demnach umfasst ein Wertstrom alle wertschöpfenden und nicht-wertschöpfenden Aktivitäten, die für die Herstellung der Produkte von Tor zu Tor, das heißt vom Wareneingang bis zum Versand, ausgeführt werden.

Die Wertstromanalyse basiert auf einem schnellen und unkomplizierten Erfassen der tatsächlichen Abläufe in der Produktion in Verbindung mit der Aufnahme einiger zentraler Kenndaten. „Grundidee der Wertstromanalyse ist es, immer die Kundensicht einzunehmen“, erklärt Erlach. Denn die Kundensicht bestimmt die Anforderungen an die Produktion und sollte ausgehend vom Versand Schritt für Schritt den Materialfluss entlang rückwärts an die Produktionsprozesse herangetragen werden.

Erlach meint dazu: „Das Einzigartige der Wertstromanalyse ist die Visualisierung der gesamten Produktion und aller Abläufe auf einer Seite. Ein Wertstrom wird üblicherweise mit Bleistift auf einem DIN-A3-Blatt mit Hilfe einer intuitiv verständlichen Symbolik gezeichnet.“

Die Grundidee, die sich hinter dem Werkstromdesign verbirgt, ist die Vermeidung von Verschwendung im Produktionsablauf. Mit dieser Methode deckt man deshalb relativ schnell eventuelle Schwachpunkte auf.

Komplizierter und nicht auf einem DIN-Blatt lösbar ist die Planung eines neuen Presswerkes. „Denn im Projekt digitale Planung“, so Dr.-Ing. Christoph Kaminsky, Teamleiter im Center PW der Daimler-Chrysler AG im Werk Sindelfingen, „steht vor allem die frühe Phase der Fahrzeugentwicklung im Fokus.“ Zu diesem frühen Zeitpunkt können Bauteile und Fahrzeugkonzepte im Sinne einer optimalen Bauteilgestaltung für die spätere Fertigung noch sehr stark beeinflusst werden.

Ziele der produktionsgerechten Produktgestaltung (PPG) sind dabei sowohl eine Aussage über die generelle Machbarkeit des Teiles als auch über die Herstellbarkeit und die daraus resultierenden Kosten. „Die Aufgabe der Presswerkplanung ist es nun, verschiedene Szenarien zu entwerfen, diese technisch und wirtschaftlich zu bewerten und schließlich ein ganzheitliches Optimum zu wählen“, verrät Kaminsky. Exemplarisch wurden dem Plenum einige wichtige Prozesse der Presswerkplanung und die dazugehörenden Softwarelösungen vorgestellt und bewertet.

Internationaler Rohbau-Expertenkreis (IRE)

Der Internationale Rohbau-Expertenkreis wurde 1988 von Vertretern der Automobil- und Zulieferindustrie gegründet und hat seine Wiege im damaligen Hause Daimler Benz. Bis heute ist dem Kreis gelungen, Experten und Fachleute aus über 500 Fachbereichen aus ganz Europa zur aktiven Teilnahme an den Fachtagungen zu gewinnen. Ziel des Kreises ist der übergreifende Wissens- und Erfahrungsaustausch von der Entwicklung über die Planung bis zur Fertigung.

Dabei überspannt das Expertenwissen des Rohbau-Expertenkreises den gesamten Karosseriebau der Fahrzeugproduktion. Berthold Fröhlich (ehemaliger Rohbauleiter, Daimler Benz AG, Sindelfingen) ist Präsident des IRE. Er und seine Mitstreiter Wolfgang Leimgruber (Centerleiter Rohbau und Lackierung, Porsche AG), Horst Geppert (Centerleiter Rohbau Audi AG, Ingolstadt) und Werner Hildebrand (IRE Zweigstelle, Freiburg) sind Garanten für eine hochwertige und inhaltvolle Veranstaltungsreihe. Diese findet mit der 34. Ausgabe vom 8. bis 10. Mai 2007 im Konzert und Ballhaus „Neue Welt“, sowie bei Volkswagen Sachsen GmbH in Zwickau statt.

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