E-Commerce Auswirkungen des Online-Handels auf die Logistik – vier Szenarien
Der Online-Handel wird nicht nur das Gesicht unserer Innenstädte verändern. Auch die Logistik steht vor ganz neuen Herausforderungen, welche sich erstmals global stellen.
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Wie wird sich die Logistik in Zeiten des E-Commerce verändern? Die Deutsche Post DHL hat in einer Studie vier mögliche Zukunftsszenarien behandelt, bei welchen es sich vielmehr um mögliche Entwicklungspfade handelt, mit denen sich Risiken, aber auch Chancen von Online-Handel und Logistik ausloten lassen.
Szenario 1 - die Welt von morgen gleicht der Welt von heute
Die Wirtschaften wachsen nur mäßig, primär in Asien. Der Fortschritt der Technik ist moderat und die Kaufkraft ist in Europa und der USA nur wenig gestiegen. Trotz sinkender Produktivität sind immer höhere Sozialkosten aufgrund von Überalterung zu meistern.
Beim Konsum verstärken sich zwei Trends, die schon heute dominieren: Wohlhabende setzen auf Convenience, während für den überwiegenden Rest der Weltbevölkerung der Preis das entscheidende Kriterium ist.
Das führt zu einem hybriden Kaufverhalten: der Alltag ist bestimmt von günstigen Discount-Artikeln, zugleich wird gespart auf Premiumartikel, die als Statussymbole dienen. Waren müssen am gleichen Tag geliefert werden, an denen sie bestellt werden. Bestellungen aus dem Ausland sind nichts Außergewöhnliches mehr und finden primär online statt.
Entsprechend wachsen die weltweiten Transportvolumina, wovon die globalen Logistikunternehmen profitieren, speziell durch die Sicherstellung von E-Tailing-Lieferungen in den eher ländlichen Regionen Asiens oder Afrikas.
Szenario 2 - alles wird gut, die Wirtschaft brummt, die Welt wird zum Freizeitpark
Neben dem technologischen Fortschritt boomt die Weltwirtschaft. Der starke Mittelstand will das Leben genießen. Mit anderen geteilte, gemeinsame Erlebnisse sind dafür wichtiger als Statussymbole.
Die Menschen sind gut vernetzt in Lifestyle-Communities, welche Kaufempfehlungen miteinander teilen. Dies beeinflusst stark das Kaufverhalten der Menschen, wodurch mehr Fachkompetenz von Logistikern gefordert wird. Sie liefern nicht nur aus, sondern sind für Kunden kompetente Ansprechpartner. Große Online-Händler bedienen diese Märkte, während stationäre Geschäfte sich auf Erlebniseinkäufe konzentrieren.
Geshoppt wird über Wearables, die zugleich Daten ihrer Träger erfassen, sodass Konsumenten von Verkäufern erwarten, ihre Kundenwünsche zu antizipieren. Das gilt so dann auch für Logistiker, die sich in puncto Liefergeschwindigkeit und Lieferort auf den Endkunden einstellen müssen.Viele Logistikfirmen kooperieren stärker und legen Lieferverkehre in Ballungsräumen zusammen, um so den Verkehr nicht mehr zu belasten als unbedingt notwendig.
Szenario 3 – die Maschine denkt und lenkt, der Mensch genießt
Die Automatisierung der Wirtschaft ist weit fortgeschritten und bestimmt den Alltag der meisten Menschen. Eingekauft wird in Webshops, die sich dem Profil und den Wünschen der Käufer anpassen, da praktisch jede Aktion durch Sensoren erfasst und so in Daten verwandelt wird. Kunden sind es gewohnt, von Avataren mit künstlicher Intelligenz durch den Verkaufsprozess geführt zu werden, die den Kauf schon vorab erlebbar machen.
Da Online-Plattformen sich den Bedürfnissen des jeweiligen Kunden in Echtzeit anpassen, verschicken sie Waren oft schon, noch ehe der Kunde sie bestellt hat. Dadurch dürfen Logistiker mit einem erhöhten Retouren-Geschäft rechnen.
Logistikunternehmen agieren unter einem hohen Kooperationsdruck, da die hohen Transportvolumina nur durch enge Abstimmung abgearbeitet werden können, welche durch das Internet der Dinge anwachsen. Bestell- sowie Abrechnungssystem werden Teil einer vollautomatisierten Verkehrs- und Lieferwelt. Geht beispielsweise im Haushalt etwas kaputt, wird Ersatz automatisch bestellt.
National wie international dominieren große Logistiker, da nur sie in der Lage sind, die hohen Investitionen zu stemmen, die etwa für die mit Sensoren ausgestattete Supply Chain sowie der dahinterstehenden Datenverarbeitung notwendig sind.
Szenario 4 – ressourcenschonendes Wirtschaften mit regionalem Fokus
Eine weitere Finanzkrise lässt in diesem Szenario die Weltwirtschaft stagnieren. Es fehlt an Geld für den Konsum, Rohstoffe sind knapp, die Energiekosten hoch, was Menschen weltweit durch einen größeren Gemeinschaftssinn zu minimieren versuchen. Statt einem globalen Handel wird weit mehr auf regionalem Handel fokussiert.
Sharing- und Tauschwirtschaft blühen. Da für den privaten Konsum das Geld fehlt, wird sehr bewusst eingekauft. Die nach wie vor ungelösten Umweltprobleme sowie die drohende soziale Ungleichheit führen dazu, dass Konsumenten großen Wert auf den sozial-ökologischen Fußabdruck von Produkten legen.
In den Gesellschaften entwickelt sich ein hohes Bewusstsein dafür, Gütertransporte möglichst zu vermeiden. Logistikunternehmen müssen daher mit geringeren Transportvolumina sowie Einbußen rechnen. Sie liefern daher nicht mehr nur Waren aus, sondern bieten einen Reparaturservice sowie Ersatzteile an. Neben Car-Sharing-Firmen boomen Plattformen, die Reparaturen oder DIY-Produkte anbieten. Statt alle zwei Jahre ein neues Smartphone zu erwerben, kommen modulare Smartphones in Mode, die einen Austausch kaputter Teile ermöglichen.
Fazit
Die Studie selbst liefert kein Fazit. Welches Szenario wahrscheinlicher ist und welches unwahrscheinlicher darf jeder Leser selbst entscheiden. Eine derartige Szenarienanalyse dient vor allem dazu, dass sie uns nicht unvorbereitet in die Zukunft schicken.
Wie sehen Sie die Zukunft der Logistik in Zeiten des E-Commerce?