Materialfluss Bayern bietet Potenzial für den Aufbau von Logistikkompetenz

Autor / Redakteur: Walter Frick / Helmut Klemm

In Bayern bieten mehr als 8000 Unternehmen des produzierenden Gewerbes gute Voraussetzungen für den Aufbau von Logistikkompetenz. Dieses Potenzial soll im Rahmen der Cluster-Offensive aktiviert und ausgebaut werden. Rund 200 000 Beschäftigte sind bereits im Logistiksektor tätig.

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Das Ziel der bayerischen Cluster-Offensive ist der Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, um neue Potenziale regionaler Wertschöpfung zu erschließen. Der Bayern Innovativ GmbH in Nürnberg wurde das Management von fünf Clustern übertragen.

Der Cluster Logistik, erläutern die Projektleiter Frank Hoppe und Marc Lügger, „versteht sich als aktuelle und proaktiv organisierte Informations- und Kommunikationsdrehscheibe in Bayern rund um Innovationen in der Logistik“. Dabei werden primär folgende Ziele verfolgt:

  • aktive Entwicklung der Wertschöpfung in Bayern durch systematische Ausschöpfung aller Chancen des Wachstumsfeldes Logistik;
  • Stärkung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen der gesamten bayerischen Wirtschaft in allen Bereichen durch Logistik als Querschnittskompetenz und High-Tech-Entwicklungsfeld;
  • Erschließung von Produktivitätssteigerungs- und Bündelungspotenzialen für die Dienstleistungsunternehmen der bayerischen Logistik im härter werdenden europäischen und globalen Wettbewerb.

Logistik ist eine der Wachstumsbranchen in Deutschland. Studien gehen von einem Beschäftigungswachstum von rund 20% bis 2020 aus. Ursächlich dafür sind aktuelle Trends wie die zunehmende Globalisierung und die Konzentration der Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen: Transporte sind zum Beispiel öfter und über größere Entfernungen erforderlich. Mit dem Auf- und Ausbau weltweiter Unternehmensnetzwerke, der überregionalen Beschaffung von Waren und Gütern und der globalen Distribution von Endprodukten wird Logistik zunehmend zum Schlüsselfaktor bei der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Die Kontraktlogistik (von Produktionsunternehmen an Dienstleister vergebene Logistik) gilt als das Feld mit dem größten Wachstumspotenzial. Zur Synchronisation der Güterströme setzen Unternehmen innovative Informations- und Kommunikations-Technologien ein.

Bayern: Logistikstandort par excellence

Bayern bietet im Hinblick auf Logistikkompetenz herausragende Voraussetzungen. Aufgrund seiner geographischen Lage an der Schnittstelle zwischen West- und Osteuropa hat das Transitland natürliche Vorteile. Die Nähe zu den sich entwickelnden Märkten im Osten und Südosten Europas sowie die große politische und wirtschaftliche Stabilität zeichnen den Freistaat als Logistikstandort aus. Neben der zentralen Lage sorgen die gute Infrastruktur, die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte und preisgünstige Gewerbeflächenangebote dafür, dass Bayern in den für die Logistikwirtschaft wichtigen Technologien eines der Bundesländer mit der größten Logistikkompetenz ist:

  • rund 200 000 Beschäftigte sind im Logistiksektor tätig,
  • zwei deutsche Top-Ten-Logistikunternehmen (Dachser und DPD) haben in Bayern ihren Sitz,
  • 15% der in Deutschland im Kernsektor Logistik Beschäftigten stammen aus Bayern.

Der Logistik-Standort Bayern profitiert von überregionalen und bayernweiten Logistik-Aktivitäten. Dazu zählen insbesondere die in zweijährigem Turnus in München stattfindende „Transport Logistic“, die wichtigste und größte europäische Messe im Bereich Transport und Logistik, sowie die „E-Procure“ in Nürnberg und die „Logistik Innovativ“ in Prien am Chiemsee. Auch die starke Position der Flughäfen München und Nürnberg im prosperierenden Air-Cargo-Bereich ist ein Pluspunkt.

Für einen Wirtschaftsstandort wie Bayern mit einer stark exportorientierten Industrie ist eine effiziente, kostengünstige und zügige Waren- und Vertriebslogistik ein entscheidender Erfolgsfaktor, der wesentlich zur Konkurrenzfähigkeit auf den internationalen Märkten beiträgt. Mehr als 8000 Unternehmen des produzierenden Gewerbes bieten einen großen Markt für Logistikdienstleister.

Cluster Logistik bietet professionelles Informationsangebot

Zu den Aktivitäten des Clusters Logistik zählen unter anderem ein professionelles Online-Informationsangebot, Cluster-Treffen bei Firmen und Instituten, regelmäßige Arbeitskreise zu Schwerpunktthemen, thematisch fokussierte Kooperationsforen, Beteiligung an clusterrelevanten Messen sowie Initiierung und Begleitung marktrelevanter Verbundprojekte. In enger Zusammenarbeit mit der Logistikbranche und wissenschaftlichen Instituten und Hochschulen, so Projektleiter Hoppe, wurden „erste Themenfelder für Entwicklungstätigkeiten bereits priorisiert“. Dazu gehören die Bereiche:

  • Automotive,
  • Bau und Bauwirtschaft,
  • Beschaffung für öffentliche Organisationen,
  • Health-Care-Logistik,
  • Verkehr und Transportlogistik,
  • RFID.

Zu den Schwerpunktthemen des Clusters haben sich sogenannte Kompetenzteams, bestehend aus Teilnehmern aus Forschung und Industrie, gebildet. Diese treffen sich mehrmals im Jahr mit dem Ziel des Erfahrungsaustauschs und des Transfers von Informationen über aktuelle Entwicklungen und Trends in der Logistik. Bei Projekten, die über den Cluster Logistik begleitet werden, steht das jeweilige Kompetenzteam beratend zur Seite.

Die Bayern Innovativ GmbH hat im Zuge des Managements von fünf Clustern eine neue Plattform, die sogenannten Cluster-Treffs, ins Leben gerufen. Diese werden, erläutert Projektleiter Lügger, „themenspezifisch bei Unternehmen und wissenschaftlichen Instituten organisiert, um einen überschaubaren Teilnehmerkreis Entwicklungs- und Fertigungskompetenz vor Ort erleben zu lassen“.

Gleichzeitig besteht zumeist die Möglichkeit, mit mehreren Mitarbeitern der gastgebenden Unternehmen und Institute sowie deren Partnern in Kontakt zu treten. Ziel dieser Cluster-Treffs ist neben einer Plattform zur Kontaktanbahnung das Anstoßen und Initiieren von Projekten, sowohl auf bilateraler Ebene wie auch im Verbund im Cluster Logistik.

Kostenfreier Eintrag auf Logistikportal

Auf der Homepage des Clusters Logistik sind bereits aktive regionale Logistik-Initiativen kurz dargestellt und verlinkt. Ebenso findet sich dort eine Bayernkarte mit einem Überblick über die Forschungslandschaft in der Logistik. Zum Teil können bereits Kompetenzprofile der Hochschulen und Institute abgerufen werden. Für interessierte Unternehmen besteht die Möglichkeit, sich kostenfrei in ein umfassendes Logistikkompetenzportal einzutragen. Zukünftig sind diese nach Branchen, Technologien und Produkten sowie Dienstleistungen geordnet.

Aktiv beteiligt am Cluster Logistik ist die DHL Logistics GmbH, Bonn. Dr. Matthias Witt, Head of Military & Public Sector, zu den Beweggründen des Logistik-Riesen, sich an dieser Cluster-Initiative zu beteiligen: „Es ist für mich interessant, mit ausgewiesenen Experten zum Thema ‚öffentliche Logistik’ zu diskutieren, weil dieser Themenkomplex bisher kaum bearbeitet wurde.“ Vor dem Hintergrund der vermehrten Gründungen von öffentlich-privaten Partnerschaften (ÖPP) sei es für DHL wichtig, zu analysieren, welches Business-Potenzial in der Logistik auf kommunaler, Landes- und Bundesebene stecke.

DHL ist gut dabei

DHL beteiligt sich insbesondere durch das Einbringen von Vorträgen und Erfahrungen aus dem eigenen Unternehmen, vor allem auch vor dem Hintergrund der eigenen Wandlung von einer Bundesbehörde zu einem international agierenden Logistikkonzern. Matthias Witt: „Dies ist deshalb sehr interessant, da unsere früher öffentlich erbrachten Dienstleistungen durch die Transformation privatisiert wurden.“ Der Nutzen der Beteiligung für DHL beschränke sich zunächst auf den Erfahrungsaustausch mit anderen, aber – so Witt – „wir begrüßen es natürlich, wenn sich aus den Gesprächen konkrete Ansatzpunkte für ein Geschäft ergeben“.

Walter Frick ist Fachjournalist in Weikersheim.

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