Maximal voll Maschinenbau meldet höchste Lagerbestände – doch das heißt was!
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Die Industrie ist bestandsmäßig in 2022 deutlich zurückgefallen. Denn die Lagerreichweiten steigen deutlich. Der gesamte Lagerbestandswert stieg aber um über ein Fünftel in nur einem Jahr.

In der von Bestgroup Consulting jährlich erhobenen, umfassenden Studie werden aus veröffentlichten Geschäftsberichtsdaten die „Supply Chain“-Kennzahlen einzelner Maschinenbauunternehmen ermittelt und verglichen. In der neuesten Studie kam heraus, dass die Lagerbestände der deutschen Industrie in Jahresfrist um bis zu 380 Millionen Euro oder um maximal 85 Prozent in einzelnen Unternehmen angestiegen sind. Nur drei Unternehmen reduzierten den Gesamtbestand. Die „Best in Class“-Leistungen bei der Gesamtlagerreichweite liegen um 17 Prozent höher als im letzten Jahr, während die mittleren Leistungen um 2 Prozent anstiegen, heißt es weiter. Es wuchs also nicht nur der absolute Lagerbestand, sondern die Unternehmen bevorrateten viel mehr Waren als zuvor. Die Wertschöpfung pro Mitarbeiter wuchs deutlich und das Betriebsergebnis verbesserte sich dabei minimal.
Kein Unternehmen siegte 2022 in allen drei Disziplinen
Beim Lagerbestand zeichnet sich in den drei Teildisziplinen Material, Halbfabrikate und Fertigfabrikate aber ein anderes Bild ab als beim Gesamtbestand. Denn während die Material- und Halbfabrikatereichweite in etwa gleich blieb, stiegen die Fertigfabrikatereichweiten. Damit verschob sich der Bestand in Richtung der höchsten Wertschöpfungsstufe, wie die Analysten erklären. Einige Unternehmen erreichten Spitzenleistungen in den Teilbereichen und sind deshalb ein gutes Vorbild für die Branche. Aber es gab kein Unternehmen, das den Kampf über alle drei Disziplinen gewann, muss angemerkt werden. Denn wenn die Bestleistungen der einzelnen Bestandsdisziplinen addiert werden, ergibt sich eine um 40 Prozent niedrigere Gesamtbestandsreichweite als durch die Auswertung der Gesamtbestandswerte. Aus den Zahlen könnten alle Maschinenbauunternehmen realistische Bestandsreduzierungsziele ableiten.
Der „Supply Chain“-Experte Prof. Torsten Becker von Bestgroup erklärt: „Trotz der vielen Materialengpässe im letzten Jahr sind die Bestände deutlich gestiegen. In den letzten zehn Jahre sind die Bestandswerte im Maschinenbau insgesamt um 50 Prozent bei den Bestleistungen gestiegen.“ Die Unternehmen benötigen heute folglich deutlich mehr Lagerbestand, um den gleichen Umsatz zu erreichen. Wegen der steigenden Zinsen achten die Unternehmen nun sehr auf Liquidität. Und der Aspekt Lagerbestand ist dafür ein wirksamer Hebel zum Erfolg. Becker merkt an: „Ein durchschnittliches Unternehmen könnte im Bestfall die Lagerbestände um 250 Millionen Euro reduzieren.“
Unternehmen haben ihre Mehrkosten weiterleiten können
In einer Benchmarkstudie vergleicht Bestgroup außerdem die Leistungen im Rahmen der Supply Chain von 41 deutschen Maschinenbauunternehmen auf Basis von veröffentlichten Geschäftsberichtsdaten. Die Aspekte Betriebsergebnis, Kapitalrendite, verschiedene Bestandskennzahlen, „Cash to Cash“-Zykluszeit und Wertschöpfung pro Mitarbeiter wurden dabei ausgewertet. Die „Cash to Cash“-Zykluszeit erhöhte sich demnach um fast ein Viertel bei der Bestleistung. Und auch die mittlere Leistung stieg um 6 Prozent. Diese Kennzahl werde in den nächsten Jahren bei höheren Zinsen an Bedeutung gewinnen.
Die Wertschöpfung pro Mitarbeiter ist dabei von 2021 bis 2022 um 12 Prozent gestiegen. Bei ungefähr gleichbleibender Materialeinsatzquote sind höhere Preise und eine höhere Produktivität die Haupteinflussfaktoren, wie die Experten sagen. Die Betriebsergebnisquote der betrachteten Unternehmen ist zwischen einem und zwei Prozent bei den Unternehmen von 2021 auf 2022 gestiegen. Die Kapitalrendite befinde sich auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr. Trotz der gestiegenen Material- und Personalkosten konnte das Ergebnisniveau gehalten werden. Das heißt, die Unternehmen haben die höheren Kosten weiterleiten können.
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