Elektrotechnik- / Elektronikindustrie Montage-Revolution mit Manuellen Produktionssystemen (MPS)
Bei Arri Lichttechik hat man die Fertigung neu strukturiert und mit den Manuellen Produktionssystemen MPS von Rexroth innerhalb kürzester Zeit beeindruckende Erfolge erzielt. Die Kosten wurden gesenkt und die Produktion konnte um 40% gesteigert sowie der Platzbedarf um 35% verringert werden.
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Die Arnold & Richter Cine Technik ist Hersteller für filmtechnisches Equipment. In großen Hollywood-Produktionen gibt es kaum Kameras oder Scheinwerfer, die nicht den Namen „Arri“ tragen. 13 Oscars, Auszeichnungen der Academy of Motion Pictures, Art and Sciences, belegen die herausragende Innovationskraft. Als Branchenführer agiert Arri auf einem rasant wachsenden Markt. Das Equipment einer Filmproduktion macht durchschnittlich 5 bis 10% des Budgets aus.
Ein großer Teil davon ist Lichttechnik, und wer am schnellsten die größten Stückzahlen zum besten Preis liefern kann, macht das Geschäft. Auf der Suche nach Methoden und Lösungen, die Lieferzeiten zu reduzieren, fand man bei Arri tatkräftige Unterstützung bei der FMS Montagetechnik. Das Unternehmen mit Sitz in Puchheim bei München ist seit über 20 Jahren Vertriebspartner der Bosch Rexroth AG. Ergebnis war die Strukturierung der Montage nach Lean-Production-Gesichtspunkten. Diese Produktionsphilosophie wurde mit den Manuellen Produktionssystemen MPS von Rexroth umgesetzt.
Das MPS wurde streng nach ergonomischen und logistischen Gesichtspunkten entwickelt. Es basiert auf dem Aluminium-Profilbaukasten sowie den bewährten Manuellen Arbeitssystemen von Rexroth. Statt Einzelkomponenten sind es komplette Funktionsmodule, die in Plug-and-Play-Manier kombiniert werden. Eigenschaften wie Maße, Beschaffenheit oder Bauweise lassen sich in Parametern definieren.
Der erste Ansatz bei Arri war die Aufteilung aller Arbeitsinhalte in reine Montage als primäre, Wert schöpfende Abläufe und in sekundäre Abläufe wie Teiletransport, Rüsten und dergleichen. Ziel war, ein System zu finden, bei dem sekundäre Tätigkeiten weitgehend wegfallen. Bei der Neugestaltung der Fertigungsabläufe galt es auch, den gro-ßen Variantenmix zu berücksichtigen. Denn Arri produziert jährlich über 45 000 Scheinwerfer in etwa 400 aktuellen Varianten. Dabei sind die Losgrößen relativ gering. Selbst Einzelstückzahlen sind an der Tagesordnung.
Montieren, Bereitstellen und Fördern aus einem Baukasten
Das Konzept eines durchgängigen Montageflusses wurde zunächst in einem Vorprojekt mit drei Arbeitstischen getestet. Dabei konnten Abläufe optimiert und letztendlich die endgültige Arbeitsplatzgestaltung entwickelt werden. Ein wesentliches Ziel dieser Projektphase war die Einbeziehung der Mitarbeiter mit ihren Erfahrungen. Was daraus entstand, sind drei parallele Montagelinien, deren Fluss gemeinsam in einer 100%-Kontrolle mit lichttechnischer Vermessung mündet. Die Montageplätze der drei Linien sind entsprechend den darauf zu montierenden Scheinwerfervarianten ausgerüstet. So entfällt jegliches Rüsten.
Der Montageablauf beginnt mit der Herstellung der Baugruppen, aus denen anschließend in unterschiedlicher Zusammenstellung die Scheinwerfervarianten entstehen. Den Montageplätzen sind vor- und nachgelagert Bereitstellungsregale zugeordnet. Die jeweils benötigten Einzelteile fließen im Zwei-Behälter Kanban-Prinzip zu.
C-Teile-Lager befindet sich in der Nähe der Montagelinie
Um lange Transportwege zu vermeiden, wurde das C-Teile-Lager (Normteile, Schrauben) in unmittelbarer Nähe der Montagelinien aufgestellt. Die Versorgung der Montageplätze mit Einzelteilen ist Aufgabe eines so genannten Teileversorgers. Vormontierte Baugruppen werden in einem Zwischenlager bereitgestellt. Das verwendete MPS-Regalsystem X-Lean passt sich an die Behälter der C-Teile sowie an die Werkstückträger an, auf denen die Produkte an das Hauptband zugeführt werden. Gleiches gilt auch für die Transportrollen der Ecoflow-Förderstrecken, mit denen die Arbeitsplätze bis hin zur Endkontrolle verkettet sind.
Ein weiteres, sehr entscheidendes Kriterium in den Überlegungen zur Neugestaltung der Fertigung war die geforderte Flexibilität. Dabei ging es nicht allein um die Beherrschung der Variantenvielfalt mit den kurzen Innovationszyklen. Bei Arri stand vor allem der „Freezing-Point“ im Mittelpunkt. So wird der Zeitpunkt genannt, an dem aus vormontierten Baugruppen eine ganz bestimmte Scheinwerfervariante entsteht. Je später dieser im Montageablauf liegt, umso schneller kann man auf eingehende Aufträge reagieren. Dazu gehört zunächst die Weiterentwicklung der Produkte in Richtung Modularisierung. Damit einhergehend ist aber gleichzeitig eine sukzessive Anpassung der Montagelinien erforderlich. Die Manuellen Produktionssysteme von Rexroth geben Arri die Möglichkeit, Montageplätze, Regalsysteme und Förderstrecken jederzeit und einfach umzubauen. Arbeitsinhalte können ausgetauscht, neue Tätigkeiten integriert oder Materialflüsse geändert werden.
Produktion konnte um 40% gesteigert werden
Das Ergebnis, rund ein halbes Jahr nach Anlaufen der neuen Scheinwerfermontage betrachtet, lässt sich durchaus als kleine Revolution in der Fertigung bezeichnen. So konnte die Produktion um knapp 40% gesteigert werden, bei gleicher personeller Kapazität und Arbeitsleistung. Die Durchlaufzeiten von früher bis zu vier Monaten konnten auf zwei bis drei Wochen reduziert werden.
Heute liefert Arri sein Standardprogramm wochen- oder taggenau. Hinzu kommt, dass der Platzbedarf um 35% reduziert werden konnte. Damit hat Arri wieder die Möglichkeit und Kapazitäten, das so genannte Projektgeschäft zu betreiben, wie etwa das Einrichten kompletter TV-Studios.
Ebenfalls an eine kleine Revolution erinnert die Realisierungszeit. Dank intensiver Planung und Vorarbeit durch FMS wurde binnen vier Tagen die komplette Halle ausgeräumt und mit den neuen MPS-Montagelinien bestückt. Die neue Schweinwerfermontage konnte reibungslos beginnen.
Thomas Rückert ist Produktmanager Vertrieb für Manuelle Produktionssysteme bei der Bosch Rexroth AG in 70442 Stuttgart, Tel. (0711) 811-46181, Fax (0711) 811-31543, anfragen-pr@boschrexroth.de
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