Low-Cost-Automation Automatisierte „Wurmpflege“ im Selbstbau
Um als Anbieter von Regenwürmern wettbewerbsfähig zu bleiben, hat Superwurm nach und nach komplette Prozesse automatisiert – mit Roboter und FTS im Eigenbau. Wirtschaftlich war das nur möglich mit günstigen, aber zuverlässigen Komponenten beispielsweise von Igus.
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- Das Züchten und Verkaufen von Regenwürmern braucht Zeit und kann teuer werden. Die günstigere Konkurrenz aus dem Ausland und der Fachkräftemangel machen Automatisierung nötig.
- Kleine Betriebe wie „Superwurm“ müssen auf die Kosten achten, doch es gibt langlebige Komponenten für einen vergleichsweise geringen Invest.
- Im Selbstbau konnte der Fütterungs- und Bewässerungsprozess vollständig automatisiert werden. Dafür kommen nun ein fahrerloses Transportsystem (FTS), zwei Roboter mit intelligenten Greifern und ein Förderband zum Einsatz.
Es ist ein ungewöhnlicher Ort, an dem es um Automatisierung geht: eine Wurmfarm. So exotisch das auch klingt, es hat einen nachvollziehbaren Grund, denn auch eine Wurmfarm muss wettbewerbsfähig produzieren. Eine Herausforderung für die Automatisierungskomponenten ist zudem das Umfeld aus Erde, Feuchtigkeit und Regenwürmern.
Der Regenwurm an sich erregt bei wenigen Menschen Aufmerksamkeit – Angler und Gartenenthusiasten ausgenommen. Einer, der sich jedoch tagtäglich um diese Tierchen kümmert, ist Martin Langhoff, Besitzer von Deutschlands größter Wurmfarm namens „Superwurm“. Was nach großem, industriellen Maßstab klingt, erweist sich in der Realität als kleines Familienunternehmen in drei großen Hallen. Hier züchtet Familie Langhoff die Regenwurmart Dendrobena, die auch roter Riesenwurm genannt wird. Zu den Kunden gehören neben Anglern und Hobbygärtnern auch Landwirte und Jäger, denn die Würmer dienen als Futter oder als natürlicher Düngerproduzent.
Automatisierung als Schlüssel, um konkurrenzfähig zu sein
Vor 20 Jahren begann sich Martin Langhoff erstmals mit der Zucht solcher Würmer zu beschäftigen und stellte fest, dass sich im Ausland bereits ein Markt dafür entwickelt hatte. Warum also nicht auch in Deutschland? So dauerte es nicht lange, bis er aus der Garage heraus Würmer verkaufte – und zwar nicht wie in Anglergeschäften pro Stück, sondern kiloweise. Schnell wuchs die Nachfrage, zu Hause war kein Platz mehr für die zahlreichen Kisten. So entstand 2003 die erste Halle, ein Jahr später schon die zweite. Doch inzwischen musste er sich mit der Konkurrenz im Ausland messen – das Internet machte es ihnen immer leichter und die billigere Konkurrenz, beispielsweise aus Polen, machten es Langhoff immer schwerer. Aufgrund des höheren Lohnniveaus in Deutschland stand für ihn fest: Sein Unternehmen kann nur durch immer mehr Automatisierung wettbewerbsfähig bleiben.
Martin Langhoff selbst hat einige Jahre als Softwareentwickler gearbeitet und ist ein wahrer Bastler. So begann er vor etwa 10 Jahren, eigene Maschinen zu entwickeln, die seine Wurmzucht effektiver machen. Einfach ist dieser Weg nicht. „Automatisierung ist schon teuer“, weiß Langhoff aus Erfahrung. „Deshalb muss man schauen, wo man für einen guten Preis die Teile findet, die man braucht.“ Viele Komponenten, wie Linearführungen, Kunststoff-Gleitlager oder Kabelführungen, fand er bei Igus, weitere unter anderem bei Sick, Beckhoff oder Wittenstein. Inzwischen übernehmen selbst konstruierte Maschinen Arbeitsschritte, die bislang sehr zeitaufwendig waren.
Erste Maschine seit zehn Jahren ohne Wartung im Einsatz
Die Würmer, die in hellen Kunststoffkisten herangezüchtet werden, müssen wöchentlich gefüttert und bewässert werden. Um diesen Prozess nach und nach zu automatisieren, war Langhoff auf der Suche nach Bauteilen für seine erste selbst gebaute Maschine. Sie musste trotz Schmutz, Erde und Feuchtigkeit zuverlässig arbeiten, weil sie auf 24 Stunden Dauerbetrieb ausgelegt wurde. Außerdem sollte sie keine Schmierung benötigen, damit Würmer und Erde unbeschadet bleiben. Damit waren Igus-Komponenten prädestiniert für diese Aufgabe. Mittlerweile sind die Drylin-R-Quattroschlitten mit Kunststofflagern, die auf zwei parallelen Wellen gleiten, und die E-Ketten seit zehn Jahren im Dauereinsatz und die Maschine läuft seitdem ohne Wartung, ohne Reinigung. Diese Fütterungs- und Bewässerungsmaschine platziert nun also mit einem Druckluftgreifer die Kunststoff-Container an die Stationen, wo die Wurmerde mit Futter bestreut und mit Wasser besprüht wird.
Besonders bei dieser Maschine gelangen Erde und Feuchtigkeit an die Lagerstellen. Da die Gleitelemente der Linearführungen aus Kunststoff mit inkorporierten Festschmierstoffen bestehen und somit keine zusätzliche Schmierung benötigen, gelangt kein Schmiermittel in die Erde oder zu den Würmern. Ein weiterer Vorteil der selbstschmierenden Gleitelemente ist, dass Schmutz nicht an Fett oder Öl anhaften kann. Sie können selbst bei Sand und Staub eingesetzt werden, da Fremdkörper durch die Kontaktfläche zwischen Kunststoffgleitelement und Welle einfach aus der Laufbahn gefördert werden, ähnlich einem Schneeschieber.
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