Porträt Hebesysteme für Industrieanwendungen und Container
Seit fast 150 Jahren beschäftigt sich das Unternehmen Haacon mit dem Anheben und Absenken verschiedenster Materialien. Heute fertigt es Hebesysteme für den Industriebereich und für Container.
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Die Brüder Josef und Ludwig Haamann sind bis aufs Äußerste gespannt: Ihr letztes Gebot zum Ersteigern eines „Wohnhauses in der Vorstadt, Nr. 96, samt Plätzlein vor demselben neben der Scheuer Nr. 95 und der Mainstraße mit einem Dungplatz am Main“ erhält am 2. Februar 1872 den Zuschlag. Der Kauf wird im Grundbuch in Freudenberg eingetragen. Im Juli desselben Jahres erhält der gelernte Schlosser Josef Haamann dort sein Bürgerrecht und aus demselben Jahr stammt auch eine Rechnung über Reparaturarbeiten an verschiedenen Gebäuden der Gemeinde.
Windenproduktion beginnt
Auf 1872 lässt sich auch die erste Produktion von Winden der Gebrüder Haamann Winden und Hebezeugfabrik, Freudenberg, datieren. Es waren Holzschaftwinden. Die Erkenntnisse zum Bau hatte Haamann davor auf seinen Lehr- und Wanderjahren erworben. „Der Main als Verkehrsweg war damals genauso wichtig wie heute“, erzählt der jetzige Inhaber, Thomas Lotz, der das als „haacon hebetechnik gmbh“ eingetragene Unternehmen zusammen mit seiner Frau Miroslava leitet. „Im Umfeld gibt es Weinanbau und für dieses Wirtschaftssegment benötigt man Fasswinden, die Haamann herstellte. Auch Schwerlastwinden wurden dort gefertigt, die in den naheliegenden Sandsteinbrüchen eingesetzt wurden. Das Technikprinzip beruht auf Zahnstangen“, erläutert Lotz.
Joseph Haamann gründet
neues Unternehmen
Im Jahre 1891 stirbt der jüngere Bruder Ludwig. Josef wollte von seiner Schwägerin die Anteile übernehmen, was aber nicht funktionierte, erklärt Lotz. Josef verlässt 1904 nach einigen Familienstreitigkeiten das Unternehmen und gründet auf der gegenüberliegenden Mainseite die Joseph Haamann Freudenberger Winden und Hebezeugfabrik Freudenberg/Main in Kirschfurt, das seit Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge der napoleonischen Kriege zu Bayern gehört. Das Unternehmen entwickelt sich und übersteht auch zwei Weltkriege.
Das Unternehmen expandiert
1975 wurde der Wettbewerber Otto Haamann in Freudenberg übernommen. „Über die Jahre und Jahrzehnte ist das Gelände durch Grundstückszukäufe gewachsen. Mitte der 70er-Jahre wurde ein ehemaliges Unternehmen aufgekauft, das Spritzgussteile für die Spielzeugindustrie herstellte und sich 10 km mainabwärts Richtung Aschaffenburg befindet. Dort befindet sich heute unsere zweite Produktionsstätte“, erläutert Lotz. In den letzten zehn Jahren sei dort nachhaltig in die Gebäude und Maschinen investiert worden.
Natürlich gab es durch viele Generationsnachfolgen auch die damit einhergehenden Probleme. „Es hat etwas länger gedauert als bei Thomas Manns Buddenbrooks, da wurde das Unternehmen in der dritten Generation in eine schwierige wirtschaftliche Phase geführt. Hier war es die vierte Generation“, berichtet Lotz. „Bei dem damals geschäftsführenden Gesellschafter hatten Privatinteressen Vorrang vor dem Wohl des Unternehmens, sodass die Firma Ende der 90er-Jahre in eine schwierige Lage geriet, herbeigeführt auch von vielen externen Geschäftsführerwechseln innerhalb kurzer Zeit.“
Thomas Lotz übernimmt das Unternehmen
Im Jahr 2000 hat Lotz bei dem Unternehmen angefangen und 2002 die ersten Anteile am Unternehmen übernommen. 2001 wird „haacon France“ und 2004 „haacon Austria“ gegründet. 2007 übernimmt Haacon die Hetek Baumann Hebetechnik und Lotz erwirbt die restlichen Anteile an Haacon. Im Zuge der Krise 2009 schwächelt die Wirtschaft und 2013 muss das Hetek-Geschäftsfeld wegen Qualitäts- und Kostenproblemen aufgegeben werden.
2014 entwickelt Haacon zusammen mit einem türkischen Partner die Stützen SX für Nutzfahrzeuge. Haacon stellt dabei viel Know-how zur Verfügung. Laut Lotz geschah dies zugleich mit einem „hohen finanziellen Aufwand“. Leider zeigt sich der „Partner“ betrügerisch und arbeitet mit einem anderen deutschen Unternehmen zusammen. 2018 kommt es deshalb zum Ausstieg beim türkischen Partner, der jedoch weiterhin das Haacon-Produkt herstellt. Ein Gerichtsverfahren ist unausweichlich. Lotz ist erzürnt: „1,5 Jahre bis zum ersten Gerichtstermin und Eröffnung des Verfahrens – da hat man als Unternehmer nicht immer das Vertrauen in den deutschen Staat und seine Gerichtsbarkeiten. Solche Verschleppungen können existenzgefährdend werden!“
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, investiert das Unternehmen, das mit 130 Mitarbeitern und 13 Auszubildenden einen Jahresumsatz von etwa 30 Mio. Euro hat, kräftig. „2018 zahlten wir für eine Rohr- und Flachlaser- sowie eine Biegemaschine der Firma Trumpf über 2 Mio. Euro. Und 2019 erwarben wir für 650.000 Euro eine Zahnstangen-Fräsmaschine von Kesel“, berichtet Lotz. Denn die Verwendungsmöglichkeiten der Containerhebeeinrichtungen sind laut Lotz sehr vielfältig: „Unsere Systeme werden heute in den verschiedensten Bereichen verwendet: für Werkstattcontainer im Bereich Zivilschutz, mobile Solareinrichtungen in Afrika, mobile Feldhospitäler, Polizei- und Überwachungseinrichtungen, mobile Fitnessstudios und für Verkaufscontainer an Stränden. In Südamerika zum Beispiel werden diese sogar für die Bekämpfung des Drogenhandels eingesetzt.“
So entstand der Name
„Die Namensfindung war einfach, denn Haacon existierte schon als Marke in den 70er-Jahren und Haacon ist lediglich die Zusammensetzung der Anfangsbuchstaben des Nachnamens des Firmengründers und der zweite Teil ,con‘ kommt aus dem Containerliftbereich“, erklärt Lotz. Verändert habe er jedoch den Slogan, der nun „Competence in Lifting Technology“ lautet. MM
* Weitere Informationen: Haacon Hebetechnik GmbH in 97896 Kirschfurt, Tel. (0 93 75) 84-0, haacon@haacon.de
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