Brückenkrane Krane, die durchs Feuer gehen

Redakteur: M. A. Benedikt Hofmann

Um immer größere Komponenten für immer leistungsfähigere Windkraftanlagen zu produzieren, modernisiert das Gusszentrum Ostfriesland (GZO) seine Produktionshallen mit neuen, tragfähigeren Kranen. Konecranes hat dafür sechs Zweiträgerbrückenkrane für alle Bereiche entlang des kompletten Fertigungsprozesses konzipiert und zugleich vorhandene Krane aufgelastet, modernisiert, umgesetzt und demontiert.

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Mehrere Konecranes-Zweiträgerbrückenkrane mit unterschiedlicher Tragkraft von 30 bis 100 t transportieren die bis zu 50 t schweren Anlagen-Komponenten zwischen Gießerei, Gussnachbereitung und Veredelung.
Mehrere Konecranes-Zweiträgerbrückenkrane mit unterschiedlicher Tragkraft von 30 bis 100 t transportieren die bis zu 50 t schweren Anlagen-Komponenten zwischen Gießerei, Gussnachbereitung und Veredelung.
(Bild: Konecranes)

Die Energiewende bringt für Windkraftanlagenhersteller neue Herausforderungen: Immer größere Kapazitäten erfordern immer größere Komponenten. Das Gusszentrum Ostfriesland fertigt deshalb immer größere Maschinenträger, Rotornaben und Statorglocken für Konzernmutter und Windkraftanlagen-Hersteller Enercon. Um auf künftige Anforderungen vorbereitet zu sein, modernisiert die mit rund 260 Mitarbeitern im ostfriesischen Südbrookmerland ansässige GZO zahlreiche ihrer Krananlagen. Ein Großprojekt, das alle Fertigungsbereiche der rund 20.000 m² großen Produktionsfläche miteinbezieht. Konecranes hat für Formerei, Gießerei und Gussnachbehandlung insgesamt sechs neue Zweiträgerbrückenkrane konzipiert, einen Kran aufgelastet sowie drei Krane demontiert und vier vorhandene Krane innerhalb der Hallen versetzt. Dabei erfordern die Bedingungen in den Hallen besonders robuste und leistungsstarke Krane: Die neuen Zweiträgerbrückenkrane sind beim Transport enorm schwerer Lasten teilweise extremer Hitze und hoher Staubbelastung ausgesetzt.

Redundante Antriebe sichern Gießprozess

Der von den Lasten her leistungsstärkste neue CXT-Zweiträgerbrückenkran mit 100 t Tragkraft kommt in der Formerei zum Einsatz. Zwei parallele Seilzüge mit einer Tragfähigkeit von jeweils 50 t heben gemeinsam die Sandkern-Gussformen an ihre Position in der Gießerei der GZO. Dort füllt der neue Gießereikran mit 85 t Tragkraft, 24,50 m Spannweite und 13 m Hubhöhe bis zu 50 t flüssiges Kugelgrafit in bereitstehende Gussformen. „Wir haben den Zweiträgerbrückenkran mit redundanten Antrieben ausgestattet, jeweils vier Antriebsmotoren und zwei Frequenzumrichtern in den Fahrwerken von Kran und Katze. Auch das Hubwerk ist komplett redundant aufgebaut. Damit stellen wir sicher, dass der Kran mit der Pfannentraverse in jedem Fall weiterarbeiten kann und sich so das flüssige Metall nicht abkühlt und damit unbrauchbar wird,“ erklärt Ralf Baresel, ‎Vertrieb Schwerlastkrane bei Konecranes in Berlin.

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Die komplette elektrische Anlage ist in einem klimatisierten Container auf dem Kran untergebracht. Gießereikran und Gusspfannen lassen sich zudem von einem separaten Kabinenkran aus funkfernsteuern, der an eine neue Position auf der Kranbahn versetzt wurde. Ebenfalls ans Ende der Kranbahn versetzt, dient der alte Gießereikran als optionale Unterstützung beispielsweise während Wartungsarbeiten. Zusätzlich kommt anstelle des demontierten Ofenkrans jetzt ein neuer Zweiträgerbrückenkran zum Einsatz. „Der neue Ofenkran kann jetzt schwerere Lasten von bis zu 30 t transportieren,“ sagt Baresel.

Nach dem Guss holen GZO-Mitarbeiter im Entformungsbereich die abgekühlten Komponenten-Rohlinge aus ihren Sandformen – dabei entsteht sehr viel Staub. Der neue Smarton-Prozesskran mit 63 t Tragkraft ist deshalb besonders geschützt. „Die kompletten elektrischen Anlagen des Smarton sind in einem Schaltschrank außerhalb dieses Hallenbereichs untergebracht,“ erläutert Baresel. „Der Kran ist mit seinen zusätzlichen Staubabdeckungen auf den Motoren für diese rauen Bedingungen gut geeignet. Den alten 40-t-Kran im Entformungsbereich haben wir demontiert und den Transportkran in der angrenzenden Strahlkabine von 32 auf 38 t Tragkraft aufgelastet.“

Verstärkte Seiltriebe für raue Bedingungen

Am Ende des Fertigungsprozesses stehen Finish und die Gussnachbehandlung. Im Finish-Bereich hebt jetzt mit zwei Seilzügen und 40 t Tragkraft ein CXT-Zweiträgerbrückenkran die fertigen Windkraftanlagen-Komponenten, der zuvor in der Formerei Gussformen transportiert hat. Zusätzlich ersetzt ein 30-t-CXT-Zweiträgerbrückenkran seinen 20-T-Vorgänger. Ein weiterer Zweiträgerbrückenkran mit 20 t Tragkraft ist aus dem Finish in die Werkstatt versetzt. „Wegen der rauen Produktionsbedingungen haben wir alle neuen Krane mit verstärkten Seilführungen ausgestattet,“ betont Baresel. Neben den besonderen Sicherheitsfeatures setzt die GZO auch auf Industrie 4.0: Mit dem Datenfernübertragungstool Truconnect Remote Service haben die Ostfriesen ihre Krane immer im Blick – und optimieren zugleich die Wartungsintervalle.

Christop Lerf, Leiter Betriebstechnik beim Gusszentrum Ostfriesland, zum gemeinsamen Großprojekt: „Die Modernisierung der Krananlagen hat trotz des sehr engen Zeitfensters reibungslos geklappt. Und die neuen Krane erhöhen mit ihrer Ausstattung die Sicherheit während des Fertigungsprozesses. Besonders im Schmelzbetrieb ist es wichtig, dass der Gießereikran immer betriebsbereit ist. Sein redundantes Antriebskonzept ist daher sehr beruhigend für uns. Wir können jetzt auch noch schwerere Komponenten produzieren und sind mit den neuen Krananlagen gut gerüstet für künftige Windanlagengrößen.“

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