Produktionslogistik Produktionsversorgung ganz automatisch im Griff
Die SSI-Schäfer-Gruppe entwickelt mit über 10.500 Mitarbeitenden effiziente Lösungen für die Intralogistik – „think tomorrow“ ist die Losung. Welche Angebote der Intralogistikexperte insbesondere für den Materialfluss in fertigungsnahen Lagern machen kann, darüber sprachen wir mit Ronald Brade, Vice President Market Sector Industry.
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SSI Schäfer ist weltbekannt als Planer und Generalunternehmer, aber auch als Lieferant von Komponenten in den Bereichen Food Retail, Food & Beverage, Retail & Wholesale, Healthcare & Cosmetics, Industry und Fashion. Welche ganzheitlichen Lösungsansätze das Unternehmen insbesondere für die produzierende Industrie und deren innerbetrieblichen Materialfluss zu bieten hat, darüber sprachen wir mit Ronald Brade.
Herr Brade, stimmen Sie dem betriebswirtschaftlichen Theorem zu, das die Produktion als wertschöpfend, die Logistik dagegen als nicht wertschöpfende Disziplin bezeichnet?
Ronald Brade: Es mag sein, dass die Logistik den Wert eines Produktes nicht direkt steigert, da die Hauptaufgaben in Transport, Pufferung und Distribution bestehen und diese per se nicht wertschöpfend sind. Allerdings helfen gerade hier optimierte Prozesse, um Verschwendungen zu vermeiden und dadurch die wertschöpfende Tätigkeit zu verbessern. So können beispielsweise durch eine Automatisierung unwirtschaftliche, manuelle Tätigkeiten entfallen und die Produktion kann mit Gütern zum idealen Zeitpunkt softwaregesteuert versorgt werden. Dadurch werden unnötige Prozessschritte minimiert und es kann flexibel agiert werden.
Ist es richtig, dass SSI Schäfer sich zunehmend in der industriellen Logistik, der sogenannten „Produktionslogistik“, engagieren will?
Brade: Die Produktionslogistik ist für SSI Schäfer bereits ein wichtiger Bereich, in dem wir auch sehr erfolgreich tätig sind. Für die Versorgung der Produktion steht eine Just-in-Time-(JIT-) und Just-in-Sequence-(JIS-)Logistik im Fokus. Hierfür hat SSI Schäfer maßgeschneiderte Lösungen für Lagermaschinen, Fördertechnik inklusive fahrerloser Transportsysteme und Routenzug sowie die nötige Software im Portfolio. So haben wir für den Automobilzulieferer Brose ein innovatives Materialflusskonzept zur hochdynamischen Produktionsversorgung für die staplerfreie Fabrik realisiert. Ein weiteres Beispiel ist der Kunststoffgalvanik-Spezialist C+C Krug GmbH, für den wir eine teilautomatisierte Lösung, bestehend aus Lagerliften, fahrerlosen Transportsystemen und Fördertechnik, umgesetzt haben. SSI Schäfer bietet gerade für die Produktionsversorgung ideale Lösungen – egal ob es ein erster Schritt in die Automation oder eine hochkomplexe, automatisierte Anlage ist.
Wächst da derzeit wirklich etwas zusammen, was (nicht) zusammengehört – Produktion und Logistik?
Brade: Der Kostendruck für produzierende Unternehmen im globalen Wettbewerb ist enorm. Jeder Bereich der Supply Chain muss heutzutage optimiert sein, um Wettbewerbsvorteile zu generieren. Eine gut durchdachte Produktionsversorgung kann hier entscheidende Vorteile bringen, um unnötige und teure Prozesse zu vermeiden und so Kosten zu senken.
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Fahrerlose Transportsysteme
Indoor-FTS selbst in Betrieb nehmen
SSI Schäfer ist, vom legendären „Schäfer-Kasten“ einmal abgesehen, in der produzierenden Wirtschaft bisher kaum in Erscheinung getreten. Was hat dazu geführt, die Industrie als Branche zu entdecken?
Brade: SSI Schäfer hat seine Wurzeln im produzierenden Gewerbe. Sei es durch unsere Lagerkästen oder unsere Regalsysteme, welche weltweit zum Einsatz kommen. Es ist schon immer eine Nähe zu diesem Wirtschaftszweig vorhanden. So haben wir für viele produzierende Unternehmen erfolgreich Lösungen implementiert – sei es für Schaeffler, Brose, ICT oder Klingspor.
Industrielle Logistik heißt ja meistens Materialfluss, just in time oder just in sequence. Der ist oft laut, mit schweren „Brocken“, heiß oder kalt und manchmal auch 24/7. Was kann Ihr Unternehmen zur Arbeitnehmer-freundlichen Automatisierung der Prozesse beitragen? Zumal die Belegschaft im Schnitt immer älter wird …
Brade: Ziel sollte es sein, durch Automatisierung einen optimalen Materialfluss zu erzeugen und unnötige Arbeitsschritte zu vermeiden. Dabei geht es aber nicht um die Wegrationalisierung von Personal, sondern vielmehr um ideale Prozesse und ergonomische Produkte. Mit unserer neuen, teilautomatisierten Arbeitsplatzstation Advanced Pick Station One-Level ist eine gesundheitsschonende und effiziente Kommissionierung von größeren und empfindlichen Waren möglich. Dabei erfüllt der Arbeitsplatz nachweislich alle Anforderungen im Hinblick auf die ergonomische Ausgestaltung. Die Güte des ergonomischen Designs wurde im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung des Instituts für Arbeitswissenschaft der Technischen Universität Darmstadt bestätigt.
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Personalie
Rackel wird COO bei SSI Schäfer
Was kann SSI Schäfer für das Thema „Sustainability“, also etwa für einen nachhaltig reduzierten Energieeinsatz in der Produktion, beitragen? (Wie) werden Ihre Anlagen energieoptimiert betrieben?
Brade: SSI Schäfer ist der Initiative 50 Sustainability & Climate Leaders als erster Intralogistikanbieter beigetreten, um seinen Beitrag zur Erreichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu leisten. So fördert SSI Schäfer nachhaltige wie effiziente Intralogistiklösungen und stärkt die Logistik der Unternehmen. Unsere Produkte bieten einige nachhaltige Aspekte. Beispiele dafür sind das Regelbediengerät SSI Exyz (es zeichnet sich durch Energierückspeisung aus), das SSI Miniload (es verfügt über eine integrierte Energieeffizienzsoftware) und das SSI Flexi Shuttle (es nutzt Superkondensatoren als Energiequelle). Schon bei der Planung eines neuen Logistikgebäudes kann ein klimaneutraler und sparsamer Energieeinsatz berücksichtigt werden. Die Leistungen umfassen nicht nur „grüne“ Produkte, sondern reichen von Energieberatung und Planung über Zertifizierungen und Monitoring bis zur Fördermittelberatung. Auch unsere Kunststoffbehälter werden nachhaltig im Mehrwegsystem eingesetzt. Sie sind vollständig recycelbar und können zu Regranulat für neue Behälter weiterverarbeitet werden.
Herr Brade, Industrie ist ja nicht gleich Industrie: Welchen spezifischen Herausforderungen begegnen Sie in solch unterschiedlichen Disziplinen, wie etwa dem Maschinenbau, der Automobilindustrie oder der Chemie- und Life-Science-Branche? Da werden sicher ganz andere Anforderungen gestellt als bei Retail- und Food-Logistics …
Brade: Die komplexen Materialflüsse in fertigungsnahen Lagern erfordern mehr und mehr ganzheitliche Lösungsansätze, die sich über manuelle, teilautomatisierte oder vollautomatisierte Prozesse abbilden lassen. Bereits seit vielen Jahren unterstützen unsere Lösungen die intelligente Vernetzung von Menschen, Maschinen, Anlagen und Produkten, die im Mittelpunkt von Industrie 4.0 steht. Allerdings gibt es je nach Sparte unterschiedliche Herausforderungen. So sind im Automotive-Bereich vor allem spezielle Lösungen für die Produktions- und Montageversorgung, für das Ersatzteilhandling just in time und just in sequence sowie eine punktgenaue Anlieferung an die Produktion gefragt. Während in der chemischen Industrie Lagerung und Transport von Gefahrstoffen in verschiedenen Temperaturbereichen im Vordergrund stehen. Bei Pulp & Paper geht es vor allem um raumoptimierte Lagerung und sicheren Transport von Heavy Duty Loads und großen Volumina. Im Mechanical Engineering sind komplexe Prozesse und anspruchsvolle Arbeitsplatzgestaltung und -ergonomie die Herausforderungen, die es zu meistern gilt.
Welches kürzlich abgeschlossene Projekt hat Ihnen denn am meisten „Spaß“ bereitet?
Brade: Für das Logistikzentrum am tschechischen Standort Ostrava des weltweit fünftgrößten Automobilzulieferers in Familienbesitz, der Brose-Gruppe, erstellte SSI Schäfer ein innovatives Materialflusskonzept für eine hochdynamische und sequenzierte Produktionsversorgung, die aus einem exakt zugeschnittenen SAP-EWM-System unterstützt wird. Im 7-gassigen automatischen Kleinteilelager können 23.520 Behälter dynamisch einfach- oder doppelttief gelagert werden. Stirnseitig vorgelagert befinden sich vier Routenzugbahnhöfe, an denen die Behälter für die Produktionsversorgung sequenziert verladen werden. Zum Beladezeitpunkt fährt ein Routenzug mit vier Anhängern in den jeweiligen Bahnhof ein. Hat ein Routenzug die Ladeposition erreicht, werden die entsprechenden Behälter freigegeben und rollen automatisch auf die Anhängerstellplätze. Mit der Anlagenautomation, der Materialflussumstellung und der durchgängigen SAP-Lösung hat Brose die Abläufe vereinfacht und gestrafft, die Prozesse transparenter gestaltet und den Durchsatz gesteigert.
Herzlichen Dank, Herr Brade, für Ihre gewährten Einsichten in die Produktionslogistik-Ambitionen von SSI Schäfer!
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