Digitale Lieferkette SAP-Anwendungen mit IoT-Lösungen vernetzen

Autor / Redakteur: Henning Neuse und Sebastian Berg / Dipl.-Betriebswirt (FH) Bernd Maienschein

Rund 30 % der Waren gehen beim Transport verloren oder verderben. Digitale Lieferketten können das mit IoT-Sensoren vermeiden. Ein Wettbewerbsvorteil, den Unternehmen durch die geschickte Integration von Daten in SAP noch verstärken können.

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Mit digital durchgängigem Datenaustausch lässt sich die Lieferkette transparent und in Echtzeit steuern.
Mit digital durchgängigem Datenaustausch lässt sich die Lieferkette transparent und in Echtzeit steuern.
(Bild: Deutsche Telekom)

Ein digital durchgängiger Datenaustausch entlang der Lieferkette ist für Unternehmen unverzichtbar – so die Bilanz der Bundesvereinigung Logistik in ihrer Studie über Trends in der Logistik. Denn nur so lässt sich die Lieferkette transparent und in Echtzeit steuern – von der Sensor-gestützten Überwachung von Rohmaterial bis hin zum Live-Tracking der Waren rund um den Globus. Unternehmen können Routen optimal planen, die Fahrzeugflotte bedarfsgerecht einsetzen und Engpässen vorbeugen. Und nicht nur das: Führen Betriebe Daten über das Internet der Dinge (IoT) in Echtzeit zusammen, lassen sich Liefertermine besser einhalten, Ausfallzeiten reduzieren und Güter- sowie Fahrzeugdiebstahl vermeiden.

Das haben offensichtlich auch viele Firmen bereits erkannt: Laut Digitalisierungsindex Mittelstand 2018 zählt die Transport- und Logistikbranche zu den digitalen Vorreitern. So hat aktuell jedes zweite Unternehmen digitale Prozesse in seiner Geschäftsstrategie implementiert. Damit stärken kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) laut der Studie die Kundenbindung, erhöhen die Zufriedenheit und steigern Effizienz, Produktivität und Umsatz.

Daten sammeln und vernetzen

Die Qualität der Ware zu gewährleisten, ist dabei ein wichtiger Aspekt, denn für zahlreiche Lebensmitteltransporte gilt: Die Kühlkette darf zu keiner Zeit unterbrochen werden. Um die Ware entlang des Transportwegs von der Molkerei über die Meierei und Käserei bis zum Supermarkt zu verfolgen, nutzen Speditionen und Logistiker IoT-gestützte Sensoren, auch Asset Tracker genannt. Diese sammeln Live-Daten zur aktuellen Position, Temperatur oder Schockereignisse wie Stürze und senden diese per Funk an eine entsprechende Plattform. Bei Temperaturschwankungen oder Erschütterungen schlagen die Sensoren sofort Alarm.

Dank In-Memory-Technologie von SAP HANA startet der ERP-Rechnungslauf automatisch, wenn die Lieferung minutiös nachverfogt vom Hof rollt.
Dank In-Memory-Technologie von SAP HANA startet der ERP-Rechnungslauf automatisch, wenn die Lieferung minutiös nachverfogt vom Hof rollt.
(Bild: Deutsche Telekom)

Um Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten oder Fehlerquoten zu reduzieren, benötigen Unternehmen jedoch zunächst entsprechend aussagekräftige Daten. Dafür bietet die Deutsche Telekom eine passende Lösung: Sie sammelt feingranulare Echtzeitinformationen über das sogenannte Cloud-der-Dinge-Asset-Tracking. Damit behalten Betriebe geschäftsrelevante Prozesse im Blick – von der transparenten Lieferkette bis zur vorausschauenden Maschinen- und Gerätewartung. Um das zu ermöglichen, stellt die Telekom Unternehmen ein Tracking-Modul zur Verfügung, das sich einfach im Containerinnern aufkleben, festschrauben oder per Magnet installieren lässt. Die Daten der Sensoren werden über eigene Mobilfunknetze der Telekom und die ihrer Netzpartner versendet – für größtmöglichen Schutz und Sicherheit bei der Datenübertragung sowie weltweite Konnektivität. Über ein Onlineportal verfolgen Anwender ihre Güter und Maschinen auf einer Übersichtskarte rund um die Uhr. Der Tracker sendet die digitalen Daten über eine stromsparende Funktechnologie wie Narrowband IoT. Durch den niedrigen Energieverbrauch der Geräte versorgt die Batterie die wiederaufladbaren Tracker bis zu zwei Jahre mit Strom.

Branchenspezifische IoT-Lösungen

Wollen Unternehmen Liefer- und Wertschöpfungsketten ressort-, standort- und firmenübergreifend abbilden, müssen sie IoT-Lösungen und betriebsinterne Prozesse wie Enterprise Resource Planning (ERP), Warehouse-Management (WM) und Supply-Chain-Management (SCM), zusammenführen. Mit dem Cloud-2-Cloud-(C2C-)Connector haben SAP und Deutsche Telekom nun eine passende Schnittstelle entwickelt: Die Lösung verzahnt die Telekom-Cloud-der-Dinge mit der SAP-Cloud, indem sie Hardware, Sensordaten, Plattformen und SAP-Anwendungen miteinander verbindet. So lassen sich Live-Daten aus der Telekom-Cloud direkt in bestehende SAP-Strukturen integrieren. Dabei filtert der C2C-Connector die zunächst als Rohdaten gesammelten Informationen der IoT-Anwendungen in der Telekom-Cloud-of-Things. Schwellenwerte für Erschütterungen, Verzögerungen oder Temperaturschwankungen lassen sich individuell definierten. Sämtliche relevanten Daten spielt der C2C-Connector über die standardisierte „OData“-Schnittstelle direkt in die SAP-Landschaft der Kunden aus.

Fließen die Echtzeitdaten direkt in die SAP-Cloud, lassen sich sämtliche Informationen automatisiert verarbeiten, auch bei großen Datenmengen. Möglich macht dies die In-Memory-Technologie von SAP HANA: Statt auf Festplatten werden Daten direkt im Arbeitsspeicher verarbeitet; weil sie nicht mehr aggregiert werden müssen, sind sie sofort live nutzbar und bieten Anwendern aktuelle Entscheidungsgrundlagen in Echtzeit, um unmittelbar auf Abweichungen, Schwankungen oder Ausfälle reagieren zu können. Anwender steuern dadurch nicht nur Geschäftsabläufe effizienter und kostengünstiger, sondern steigern dank verbesserter Prozessgenauigkeit die Kundenzufriedenheit. So startet beispielsweise der ERP-Rechnungslauf automatisiert, wenn die Lieferung minutiös nachverfolgt vom Hof fährt.

* Henning Neuse ist Business Owner Cloud of Things bei der T-Systems International GmbH in 60528 Frankfurt am Main, Tel. (0 69) 2 00 60-0, henning.neuse@t-systems.com; Sebastian Berg ist IT-Archtiekt im selben Unternehmen.

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