Verpackung Eine Kehrtwende in der Konsumgüterindustrie

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Primärverpackungen im Inbound, aber auch solche von Fertigprodukten im Outbound werden zunehmend kritisch gesehen: Ressourcenverbrauch, Vermüllung und CO2 sind hier Stichworte. Wir haben mit Jürgen Krahé, Senior Commercial Director EMEA der Orbis Corporation, über Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gesprochen.

Jürgen Krahé leitet seit Dezember 2019 das europäische Team der Orbis Corporation. Der Experte für Strategie- und Geschäftsentwiclung fokussiert dabei die Schwerpunkte Nachhaltigkeit, Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterentwicklung und Optimierung der Geschäftsprozesse.
Jürgen Krahé leitet seit Dezember 2019 das europäische Team der Orbis Corporation. Der Experte für Strategie- und Geschäftsentwiclung fokussiert dabei die Schwerpunkte Nachhaltigkeit, Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterentwicklung und Optimierung der Geschäftsprozesse.
(Bild: Orbis Europe)

Herr Krahé, Themen wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind insbesondere im FMCG-Sektor noch nicht so wirklich angekommen. Wie wollen Sie das ändern?

Was den FMCG-Sektor angeht, stehen wir in Europa noch am Anfang. Wir haben aber schon Produkte auf den Markt gebracht, mit denen wir nun nach und nach in das Umfeld einsteigen. Dazu zählt beispielsweise Plasticorr. Mit nachhaltigen Produkten wollen wir weitere Akzente im Markt setzen. Langfristig ist es unser Ziel, im Bereich der Konsumgüter neben der Inbound-Logistik auch in der Outbound-Logistik eine Kehrtwende in der Verpackung herbeizuführen.

Die Frage, ob Einweg- oder Mehrwegverpackung, beantworten Sie mit Ihren Produkten ja klar mit „pro Mehrweg“. Aber ab wann ist es wirklich sinnvoll und wirtschaftlich, auf Mehrweg umzusteigen, und was muss dabei beachtet werden?

In den meisten Fällen ist der Umstieg auf Mehrweg sinnvoll, in einigen wenigen ist er fraglich. Das ist dann der Fall, wenn es sich um extrem lange, zum Beispiel interkontinentale, Lieferstrecken handelt. Gibt es für die Verpackungen keine Rückführ- oder Wiederverwendungsmöglichkeit am Zielort, ist der ökonomische und ökologische Aufwand eventuell höher als der Nutzen.

Zu Ihrer zweiten Frage, was Unternehmen bei der Mehrwegumstellung beachten müssen: Einwegverpackungen lassen sich in der Prozessfolge leicht durch Mehrwegverpackungen ersetzen. Unternehmen müssen ihren Grundprozess erst mal nicht umstellen. Was sich aber ändert: Unternehmen erhalten die Verpackungen zurück. Sie müssen sie sortieren, auf Beschädigungen überprüfen und so vorbereiten, dass sie wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Das ist natürlich eine Herausforderung. Modelle, in denen Unternehmen Mehrwegverpackungen nutzen, zeigen aber klar, dass sich daraus auch immer ökonomische Vorteile ergeben. Diese stellen sich im Gegensatz zu den ökologischen aber erst mittel- oder langfristig ein. Umweltfreundlichkeit ist nun mal nicht von Anfang an zum Nulltarif zu haben.

Passende „SleevePacks“ optimieren das Handling der „PlastiCorr“-Boxen im Leerzustand.
Passende „SleevePacks“ optimieren das Handling der „PlastiCorr“-Boxen im Leerzustand.
(Bild: Orbis Europe)

Worin liegen Ihrer Meinung nach die wirklichen Benefits von Mehrweg?

Mehrwegverpackungen können über ihre Einsatzdauer beliebig oft verwendet werden. Das spart Ressourcen und damit CO2. Gleichzeitig wird Abfall vermieden. Was gut ist: Denn die „Take-and-waste-Philosophie“ ist längst nicht mehr zeitgemäß, gerade mit Blick auf eine geschlossene Kreislaufwirtschaft.

Auf dem Deutschen Logistikkongress in Berlin haben Sie „Plasticorr“ vorgestellt. Lassen sich damit Kartonagen und Boxen tatsächlich 1:1 ersetzen?

Ja, diese nachhaltige Lösung ersetzt Kartonagen und Boxen 1:1. Bei Plasticorr handelt es sich um eine speziell für automatisierte Prozesse entwickelte Mehrweglösung, die sich genauso verhält wie eine herkömmliche Box aus Wellpappe. Die Boxen werden aus Kunststoff hergestellt und sind daher für die mehrfache Nutzung konzipiert. Wie bei all unseren Produkten sind die Kunststoffboxen nicht nur mehrfach wiederverwendbar, es entstehen aus der ausgedienten Verpackungslösung auch wieder neue Ladungsträger.

Was kann man von Orbis in Sachen „Optimierung internationaler Lieferketten“ nach „PlastiCorr“ noch alles erwarten?

Zum einen legen wir den Fokus auf die Produktdiversifizierung. Damit richten wir uns klar auf die Bedürfnisse unserer Kunden aus. Sie haben einen hohen Bedarf, nicht nachhaltige gegen nachhaltige Verpackungen auszutauschen. Zusätzlich werden wir bestehende Produkte, die wir in anderen Märkten bereits etabliert haben, in weitere geografische und vertikale Märkte einführen. Wir wollen auch unser Produktportfolio noch erweitern. Zudem unternehmen wir beträchtliche Anstrengungen, den Rezyklatanteil weiter zu erhöhen. Wir testen beispielsweise auch biobasierte Rohstoffe, die wir in unsere Produkte mit einfließen lassen wollen.

Erst kürzlich haben Sie mit Ihrem „IonPak“-Gefahrgutbehälter auf sich aufmerksam gemacht. Was bedeutet dabei die erweiterte UN-Zertifizierung?

Wir kombinieren unsere Großladungsträger mit einer kundenspezifischen, an das Gefahrgut angepassten Innenverpackung. Erst durch die UN-Zertifizierung wird aus dem „normalen“ Großladungsträger ein akkreditierter Gefahrgut-Ladungsträger. Damit ist er für den Transport von festem Gefahrgut der Klasse 9, wie etwa Lithium-Ionen-Batterien, einsetzbar.

Ihre Kunststoffpaletten haben Sie zur Fachpack mit einem neuen Design versehen, insbesondere für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Die Geschichte der Palette ist aber doch so gut wie auserzählt oder gibt es wirklich noch News zu vermelden? Und was bedeuten „German“ und „Spanish Pallet“?

Die Geschichte der Palette an sich ist mit Sicherheit noch nicht auserzählt. Es geht eher darum, ob Paletten aus Holzmaterialien ausgedient haben. Die Palette wird sich im Grundprinzip nicht ändern, ihr Material bietet aber noch Optimierungspotenzial. In vielen Industrien wie der Lebensmittel-, Getränke- oder Pharmaindustrie dürfen aus hygienischen Gründen bisher nur Paletten aus Virgin Material eingesetzt werden. Es wäre etwa denkbar, die Oberfläche der Palette mit einer recycelbaren Schutzfolie zu versehen, sodass auch in diesen Industrien eine recycelte Palette einsatzfähig wird. Zu den weiteren Aufgaben für Hersteller von Kunststoffpaletten zählt es, das Gewicht weiter zu reduzieren, die Palette noch nachhaltiger und kostengünstiger zu machen und gleichzeitig so zu gestalten, dass sie für automatisierte Prozesse geeignet ist.

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„German“ und „Spanish“ sind übrigens Bezeichnungen für Palettengrößen, die mehr oder weniger auf den Einsatzort zugeschnitten sind. Während die Spanish Pallet eher im südeuropäischen Raum verbreitet ist, ist die German Pallet vor allem im nordeuropäischen Raum im Einsatz.

Herzlichen Dank, Herr Krahé, für Ihre Einblicke in die Welt der Kunststoffverpackungen! (bm)

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