Ergonomie Technik löst Probleme alternder Belegschaften

Autor / Redakteur: Bernd Maienschein / Dipl.-Betriebswirt (FH) Bernd Maienschein |

Krankgeschrieben wegen Rückenschmerzen – das hören Chefs immer häufiger. Eine Studie der Burda-Stiftung hat ergeben, dass der krankheitsbedingte Ausfall von Mitarbeitern deutsche Unternehmen jährlich 129 Mrd. Euro kostet. Vor dem Hintergrund der veränderten Bevölkerungsstruktur ist technische Hilfe gefragt.

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Für Prof. Dr.-Ing. Willibald Günthner von der TU München sind ältere Mitarbeiter nicht schwach, sondern „leistungsgemindert“. (Bild: Maienschein)
Für Prof. Dr.-Ing. Willibald Günthner von der TU München sind ältere Mitarbeiter nicht schwach, sondern „leistungsgemindert“. (Bild: Maienschein)

Beinahe 13 Tage pro Jahr sind die Arbeitnehmer hierzulande im Durchschnitt krank. Bei Beschäftigten im Bereich Verkehr, Transport- und Lagerwesen liegt die Zahl der krankheitsbedingten Abwesenheit vom Arbeitsplatz laut der Krankenkassenstatistik mit 17,8 Tagen sogar noch höher.

Probleme mit dem Rücken und dem Bewegungsapparat sind dabei in 25% der Fälle der Grund für die Krankschreibung. Durch verbesserte Gesundheitsvorsorge ließen sich die oft berufsbedingten Beschwerden nach der im Juni 2011 veröffentlichten Burda-Studie deutlich reduzieren.

Spezielle Präventionspakete mindern Gelenk- und Rückenbelastungen

In Bad Füssing, Europas meistbesuchtem Heilbad, haben Ärzte und Therapeuten jetzt spezielle Fit-im-Job-Präventionspakete für Berufe mit hoher Gelenk- und Rückenbelastung entwickelt.

Damit es gar nicht so weit kommt, sich in die Hände von Therapeuten begeben zu müssen, beschäftigt sich Prof. Dr.-Ing. Willibald Günthner an der TU München unter anderem mit der Gestaltung von Arbeitsprozessen und der eingesetzten Technik im Hinblick auf immer älter werdende Mitarbeiter. In seinen Untersuchungen beschäftigt sich der Leiter des Lehrstuhls Fördertechnik, Materialfluss, Logistik in Garching in den letzten vier bis fünf Jahren mit dem „alternsgerechten“ Arbeiten: technischen Systemen also, die mitwachsen, sich dem älter werdenden Mitarbeiter anpassen und es ihm ermöglichen, bis ans Ende seiner Schaffensperiode noch „voll im Saft“ zu stehen, seine Leistung erbringen zu können.

Mit der richtigen Technik können auch 50- bis 65-jährige ihre Leistung erbringen

Günthner bezeichnet die Altersgruppe der 50- bis 65-Jährigen deswegen auch als „leistungsgemindert“ und nicht als schwach. Mit dem richtigen Einsatz geeigneter technischer Hilfsmittel könnten Mitarbeiter auch kurz vor der Rente noch ausreichende Leistungen in ihren jeweiligen Betrieben erbringen.

In enger Abstimmung mit Günthners Institut hat die in der Nähe von Kassel beheimatete B. Braun Melsungen AG ihr Programm „Fit at B. Braun“ aufgelegt. Der Global Player fertigt Produkte für den Gesundheitsmarkt und kommissioniert diese im Warenverteilzentrum in Melsungen, von wo aus die Kanülen, Gefäßprothesen und Reinigungssseifen bis hin zu modernsten Dialysegeräten auf die Reise in die Welt gehen.

Risiken durch Demografie und alternde Belegschaft entgegensteuern

Uwe Ross, Leiter des Referats Arbeitswissenschaften bei B. Braun, hat vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zwei Risikogruppen lokalisiert. Zum einen fürchtet er das Kapazitätsrisiko: Sein Unternehmen könnte wegen sinkender Geburtenzahlen und der Überalterung der Bevölkerung schlicht nicht mehr die notwendige Zahl an Fachpersonal finden. Ein zweiter, für den Unternehmenserfolg nicht minder kritischer Faktor ist für Ross das Produktivitätsrisiko. Mit dem Anstieg des Durchschnittsalters in der Braun-Belegschaft und dem damit einhergehenden veränderten Gesundheitsbild der Mitarbeiter entstehen höhere Abwesenheitszeiten.

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