Förderanlagen Präzise Fahrbahnen für Paletten und Behälter
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Paletten- und Behälterfördertechniken bilden mehr denn je die Schlagadern der Intralogistik. Die stetig steigenden Anforderungen der Anwender erfüllen die Hersteller mit permanenter Adaption und Innovation. Standardisierung und Modularität erlauben schnelle Realisierung und flexible Erweiterbarkeit der Anlagen, ganz gleich, ob es sich um Fördertechniken für bis zu 1500 kg schwere Paletten oder Strecken für Leichtgewichte wie Kartons und auch Weichverpackungen handelt.

Die Schlagworte der aktuellen Kundenanforderungen sind: Leistungssteigerung, Flexibilität hinsichtlich der Art der zu transportierenden Güter, Flexibilität in der Anpassung der Anlagen an künftige Geschäftsentwicklungen und „green efficiency“, so Volker Welsch, Leitung Vertrieb Deutschland von PSB Intralogistics. „Dies gilt für alle Bereiche einer automatisierten Intralogistikanlage, also auch für die Fördertechnik. E-Commerce, Same-Day Delivery et cetera befeuern natürlich den Transport und das Handling von immer kleineren Einheiten in immer kürzerer Zeit. Diese Treiber wirken sich auch auf unsere Anlagen aus“, betont Welsch. „Hochfrequente Distributionsanlagen für diese Bereiche werden immer häufiger beauftragt.“
„PSB kennt die Herausforderungen seiner Kunden und bietet entsprechende Antworten. In einem aktuellen Großprojekt haben wir daher unsere Fördertechnik für sehr große Behälter mit teils stoßempfindlichen Gütern auf eine neue Leistungsklasse gehoben“, berichtet Welsch. „Hierzu waren einige Weiterentwicklungen notwendig, welche nun genau diesen schonenden Transport in sehr großen Behältern mit einer Leistungsklasse > 3000 pro Stunde ermöglichen.“
„Diese Weiterentwicklungen finden dabei in erster Linie in den Steuerungsstrategien statt. Die mechanischen Voraussetzungen hierzu sind relativ kleinteilige Förderabschnitte, die jeweils separat angesteuert werden.“ Wie Welsch betont, „liegt es nun an der Logik, zu erkennen beziehungsweise zu beeinflussen, welche Behälter zu einem gleichen Ziel gehören. Diese werden über die kleinteiligen Förderabschnitte mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten recht eng aufeinander gefahren und in einem ,Zug mit minimalen Lücken‘ an der Zielposition gemeinsam ausgeschleust. Die 45°-Weiche in der Hauptstrecke dieser Zielposition muss somit für mehrere Behälter nur einmal geschaltet werden. Mit solchen Strategien lassen sich dann wesentlich höhere Gesamtdurchsätze im Bereich der Fördertechnik ermöglichen.“
Flexibel konfigurierbare modulare Fördertechniken
Das „Modular Conveyor System“ von Dematic, kurz MCS, ist eine völlig integrierte Stückgut-Fördertechnik. Mit diesem System sind eine Vielzahl von Transportgütern mit unterschiedlichen Größen und Gewichten handhabbar, von Behältern, Tablaren, Polybeuteln, Paketen und Päckchen bis hin zu Umschlägen. MCS bietet eine komplette Plattform von Modulen, um ein hocheffizientes Materialflusssystem zu erstellen. Wie Dematic mitteilt, wird „MCS oft mit anderen Geräten wie Scannern, Sortern, Etikettendruckern, Kartonverschließern, integrierten Waagen, Palettierern und Robotik verbaut“.
Dematic MCS besteht aus mehr als 25 standardisierten Fördertechnikmodulen, aus denen sich das jeweils optimale Fördertechniknetzwerk für die individuellen Anforderungen konfigurieren lässt. Die Fördertechnikelemente umfassen Transportstrecken, Stauförderstrecken, Kurven, Steig- und Gefällestrecken, Transfers, Drehrollen-Transfersorter und Sorterinduktion. MCS nutzt eine universelle Seitenwange für alle Module, was eine einfachere Rekonfiguration erlaubt, wenn sich die Betriebsbedingungen ändern.
Das System erlaubt es den Anwendern, die Funktion eines Fördertechnikmoduls zu ändern, ohne gleich ganze Fördertechnikabschnitte ändern zu müssen. So kann beispielsweise ein Rollenförderer- in einen Gurtfördererabschnitt umgewandelt werden und umgekehrt. Ein rechtwinkliger Ausschleuser kann in einen Rollen-Stauförderbereich integriert werden.
Standardisierung bietet erhebliche Anwendervorteile
Das Modular Conveyor System ist mit leise laufenden Rollen- und Gurttransportoberflächen ausgestattet. Die Rollen verfügen über kunststoffbeschichtete, gefederte Steckachsen und präzise, lebenslang geschmierte Lager. Hochbelastbare, zu einem Stück vulkanisierte Gurte werden in Zonensegmenten für die präzise Steuerung des Stückguts und für Anwendungen mit leichten Artikeln oder Versandtaschen eingesetzt. Der segmentierte, von Rollenmotoren angetriebene Gurtförderer ist mit selbstspannendem Gurt und automatischem Tracking ausgestattet.
Dematic MCS wird mit AC-Antriebsmotoren, DC-niedervoltgetriebenen Rollenmotoren oder einer Kombination aus beiden verbaut, sodass die jeweils optimale Systemlösung offeriert werden kann. So ist es auf Empfehlung von Dematic kostengünstiger, AC-Motoren für Langstrecken-Transportsysteme einzusetzen statt einer Vielzahl von Rollenmotoren.
Die Anwender „können die Vorteile der Standardisierung und gemeinsamen Fördertechnikkomponenten voll ausschöpfen“, meldet Dematic. In allen Modulen befinden sich die gleichen Rollen, Rollenmotoren, Segmentbänder, Seitenteile, elektronischen Sensoren, Motorsteuerungen, Steuerlogik-Baugruppen und Riemen. „Diese Standardisierung erlaubt die Verwaltung eines reduzierten Ersatzteilbestands und ermöglicht eine größere Flexibilität, wenn eine Neukonfiguration erforderlich ist.“
Palettenfördertechnik für bis zu 1500 kg schwere Einheiten
SSI Schäfer bietet für den innerbetrieblichen Materialtransport unterschiedlichster Großladungsträger individuelle Lösungen, die nach dem Baukastensystem perfekt auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmt werden.
So ermöglicht die Palettenfördertechnik flexible innerbetriebliche Transporte; sie ist modular aufgebaut, ihre Komponenten sind werksseitig vormontiert und sie bietet eine frequenzgesteuerte Antriebstechnik. Zu den Charakteristika zählen spezielle Tragprofile für die nach Anforderung in individuellen Längen verfügbaren Kettenförderer und Rollenbahnen, angetriebene oder mitlaufende Förderelemente sowie Gurt- und Teleskopförderer. Die Fördertechnik ist auf Paletten bis zu einem Einzelgewicht von 1500 kg ausgelegt und sorgt für effiziente Transporte von Gitterboxen sowie unterschiedlichen Paletten wie Euro-, DIN-Industrie-, Chep-, Halb- und Sonderpaletten.
Für maximal 50 kg schwere Güter ausgelegt ist die Karton-, Behälter- und Tablarfördertechnik von SSI Schäfer. Die Funktionen umfassen Fördern, Sortieren beziehungsweise Ein- und Ausschleusen sowie Speichern und Stauen.
Ein aktuelles Beispiel für die Performance dieser Fördertechnik ist das von SSI Schäfer realisierte Hochleistungs-Logistikzentrum für Koch, Neff & Volckmar (KNV), Deutschlands führenden Mediengroßhändler. Insgesamt 21 km Karton- und Behälterfördertechnik verbinden im gesamten Distributionszentrum die teil- und vollautomatisierten Lösungskomponenten miteinander. Bei über 1 Mio. gelagerten Artikeln verlassen täglich rund 75.000 Packstücke das Logistikzentrum.
Wenn es um flurgebundene Transporte geht, setzt Knapp den Behälter- und Kartonförderer „Streamline“ und die Palettenfördertechnik „Powerline“ ein. Die grundsätzlich als Rollenförder- und Gurtfördertechnik ausgeführte Streamline ist für den vielseitigen Einsatz in Kommissionier- und Verteilzentren vorgesehen. Behälter, Kartons, Trays und Weichverpackungen mit einem Fördergutgewicht bis zu 50 kg und Footprints von 180 mm × 180 mm bis 850 mm × 850 mm sind für den Transport mit Streamline geeignet.
Durchsatz von bis zu 3500 Behältern pro Stunde
Knapp setzt hier auf das Gleichteileprinzip und ein Baukastensystem: Die Fördertechnik ist modular aufgebaut, wobei für jede logistische Funktion eine oder mehrere Komponenten zur Verfügung stehen. Die Skalierbarkeit der Fördertechnik erlaubt eine exakte Anpassung in Größe und Investition, verkürzt die Realisierungszeit und erleichtert Erweiterungen.
Der Baukasten umfasst die folgenden Module: Rollenbahnen, Rollenförderer und Staurollenförderer, jeweils als Gerade und Kurve, Gurtfördertechnik für die Horizontale sowie Steigung und Gefälle sowie Transferelemente für das Ein- und Ausschleusen mit 90 und 30°, das Auskreuzen sowie das horizontale und vertikale Zusammenführen. Des Weiteren Befestigungssysteme für die Boden- und Deckenmontage und die Sensorik, Seitenführungen und Schutzeinrichtungen. Die Streamline-Transferelemente erreichen einen Durchsatz von bis zu 3500 Behältern pro Stunde. Die Fördergeschwindigkeit liegt bei der Rollenfördertechnik bei bis zu 1,25 m/s, die Gurtfördertechnik ist bis zu 2 m/s schnell.
Die Palettenfördertechnik „Powerline“ ist ein gesamtheitliches Transportsystem, das aus Mechatronik und Steuerung besteht, grundsätzlich als Rollen- und Kettenfördertechnik ausgeführt ist und bis zu 1300 kg schwere Ladeeinheiten aufnehmen kann. Der modulare Aufbau ermöglicht eine exakte Anpassung in Größe und Investition, die Realisierungszeit wird verkürzt und eine schnelle Inbetriebnahme und Verfügbarkeit des Systems ermöglicht.
Wie Knapp erläutert, werden bei der Powerline „intelligente Motoren und ein komplett neuartiges pneumatisches Stausystem eingesetzt“, bei dem jeder Platz einzeln zu- und weggeschaltet werden kann. In Kombination mit einer smarten Steuerung lässt sich eine durchgehende Staustrecke mit nur einem einzigen Antrieb realisieren. Zudem ist auch die Integration von Arbeitsplätzen oder Transfereinheiten in die Staustrecke ohne weiteren Antrieb möglich.
Durch Vollvisualisierung aller Komponenten bis auf Aktor/Sensor-Ebene ist die maximale Verfügbarkeit der gesamten Anlage sichergestellt.
Schnelle und präzise Ersatzteillogistik
Gebhardt Fördertechnik hat die Förder- und Lagertechnik im zentralen Ersatzteillager von Miele in unmittelbarer Nähe zum Hauptsitz in Gütersloh realisiert. Die Anlage bietet 18.700 Stellplätze im Paletten-Hochregallager und mehr als 43.000 Stellplätze im automatischen Kleinteilelager sowie umfangreiche Paletten- und Behälterfördertechnik. Im zentralen Wareneingang registrieren die Mitarbeiter angelieferte Ware zunächst im zentralen WMS von Miele. Dort wird entschieden, ob die Ware im manuellen, mit Behälterfördertechnik angebundenen Schnelldreherbereich, im manuellen Palettenlager, im automatischen Paletten-HRL oder im AKL verstaut wird. Die Paletten werden per Gabelstapler auf die Aufgabestation gesetzt und anschließend, nach einer Gewichts- und Konturenkontrolle, durch die Palettenfördertechnik automatisch an das Paletten-HRL übergeben.
Bei Kleinteilen, sofern diese nicht bereits in Behältern angeliefert wurden, wird die Ware zunächst in 600 mm × 400 mm × 270 mm große Behälter umgepackt. Anschließend werden die mit bis zu 35 kg beladenen Behälter auf die Fördertechnik geschoben.
Nach Kommissionierung und Konsolidierung gelangen die Ersatzteile mithilfe der Behälterfördertechnik in den redundant angelegten Verpackungsbereich mit je 2 × 8 Versandarbeitsplätzen. Pro Tag werden hier mehr als 8000 Aufträge versandfertig gemacht.
Interroll hat die Modular Pallet Conveyor Platform MPP, das flexible Baukastensystem für die angetriebene Palettenförderung, mit einem neuen Fließlager-Regalbediengerät und einem Verfahrwagen ausgestattet. Die neuen Produkte, die das schnelle und sichere Ein- und Auslagern von bis zu 100 Paletten pro Stunde ermöglichen, erlauben Anwendern – im nahtlosen Zusammenspiel mit dem bewährten Interroll-Fließlagersystem Pallet Flow – die Realisierung äußerst kompakter, robuster und effizienter Automatisierungslösungen für den Palettenumschlag. Wie Interroll meldet, zeichnen sich diese Lösungen „durch einen sehr geringen Planungs- und Installationsaufwand sowie eine hohe Energieeffizienz aus“.
Mit der Markteinführung des neuen Regalbediengeräts und dem Verfahrwagen erhalten Unternehmen nun erstmals die Möglichkeit, den Materialfluss mit Paletten durchgängig – zum Beispiel zwischen Wareneingang und -ausgang oder zwischen Lager, Produktion und Kommissionierung – auf Basis eines Technologieangebots aus einer Hand zu realisieren.
Diesen Beitrag können Sie auch in einem E-Paper aus unserem Heftarchiv nachlesen: MM Logistik Ausgabe 002 2020
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