Expertenbeitrag

 Reinhard Irrgang

Reinhard Irrgang

Vielseitige „Träger“ der weltweiten Logistik

Autor / Redakteur: Reinhard Irrgang / Bernd Maienschein

In der Logistikkette spielen Paletten als „stumme Diener“ eine tragende Rolle, sei es beim Lagern, beim Umschlag oder beim Transport. Im offenen Tauschpool von EPAL sind weltweit über 500 Mio. Europaletten im Umlauf. Ganz gleich, ob aus Holz oder Kunststoff, erfüllen Paletten höchste Qualitätsmaßstäbe auch für härteste Einsätze.

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In der gesamten Logistikkette sind Paletten als Hilfsmittel für Lagerung, Handling und Transport unverzichtbar.
In der gesamten Logistikkette sind Paletten als Hilfsmittel für Lagerung, Handling und Transport unverzichtbar.
(Bild: Dematic)

Elf Bretter, 78 Nägel, neun Klötze – was ließe sich daraus bauen? Die nächsten Angaben dürften die Lösung des Rätsels beschleunigen: 1200 mm lang, 800 mm breit,144 mm hoch, rund 25 kg schwer und bis zu 1500 kg Tragfähigkeit. Richtig: Es handelt sich um die Europalette, seit mehr als 50 Jahren das wichtigste Transport-, Lager- und Ladehilfsmittel der gesamten Logistik. Bis heute und mehr denn je ist sie unverzichtbar für den nationalen und internationalen Warentransport.

Im Umlauf gehalten wird ein beträchtlicher Teil dieser klassischen Ladungsträger durch die Arbeit der European Pallet Association e. V., kurz EPAL, ihre Nationalkomitees und Lizenznehmer. Sie alle bilden das stabile Fundament für den erfolgreichen, offenen Palettenpool und ermöglichen den globalen Tausch von EPAL-Ladungsträgern.

Mehr als 500 Mio. EPAL-Europaletten weltweit im Umlauf

Weltweit befinden sich mehr als 500 Mio. EPAL-Europaletten und 20 Mio. Gitterboxen, die branchenübergreifend genutzt werden, im größten und offenen Tauschpool im Umlauf,. Wie EPAL meldet, „ermöglichte es die akribische Anpassung an die Bedürfnisse des Marktes, dass europaweit nahezu alle Lager- und Transportsysteme auf die Standardmaße abgestimmt sind. Dauerhafte Qualitätssicherung sowie hochwertige Materialien bieten eine störungsfreie und sichere Performance für Nutzer und Ladung.“

Qualität ist das entscheidende Kriterium für den sicheren Einsatz der EPAL-Europalette in der Supply Chain international tätiger Unternehmen. Der offene Pool der EPAL-Europaletten unterliegt als einziger weltweit der ständigen unabhängigen Qualitätsprüfung einer der renommiertesten Prüfgesellschaften der Welt, Bureau Veritas.

Zudem ist die Einhaltung des ISPM-15-Standards die wichtigste Bedingung, um Ladungsträger uneingeschränkt im internationalen Warenverkehr einsetzen zu können. Deshalb werden alle EPAL-Europaletten nach den strengen Vorgaben des IPPC hergestellt und sind somit weltweit einsetzbar. Sie sind zudem mehrfach verwendbar, mit geringem finanziellen Aufwand reparierbar und schonen die natürlichen Ressourcen. Wie im Januar gemeldet, wurden im Jahr 2017 115,8 Mio. EPAL-Qualitätsladungsträger produziert und repariert.

Seit Kurzem sind auch EPAL-Chemiepaletten verfügbar. So plant Covestro als erstes großes Chemieunternehmen, die neuen unabhängig geprüften EPAL-CP-Paletten als Ladungsträger einzusetzen. Die EPAL erweitert damit ihr Ladungsträgerportfolio um neun weitere qualitätsgesicherte Holzladungsträger, die in der chemischen Industrie und darüber hinaus eine tragende Rolle spielen.

Seit dem 1. Januar 2018 werden EPAL-CP-Paletten 1 bis 9 nach dem technischen Regelwerk der EPAL produziert und gemäß dem ISPM-15-Standard behandelt.

Weltweit größter offener Tauschpool für EPAL-Europaletten

Andrea Engels, General Manager Public Relations & Marketing der EPAL, Düsseldorf, erläutert die Arbeit und die Ziele von EPAL: „Die European Pallet Association e. V. (EPAL) ist der Dachverband der lizenzierten Hersteller und Reparateure von EPAL-Paletten und -Gitterboxen und weltweit verantwortlich für deren gleichbleibende Qualität. Ziel des 1991 gegründeten Verbandes ist die Sicherung des weltweit erfolgreichsten und größten offenen Tauschpools für EPAL-Europaletten.“ Die EPAL ist in über 30 Ländern mit EPAL-Nationalkomitees und Repräsentanten vertreten und sichert mit mehr als 500 Mio. EPAL-Europaletten den Warenfluss in der globalen Logistikwelt. Der international tätige Verband arbeitet mit renommierten, unabhängigen Prüfinstituten zusammen, um die EPAL-Qualitäts- und Sicherheitsstandards zu garantieren, die im technischen Regelwerk der Organisation festgelegt sind.

Wie Andrea Engels betont, „basiert das EPAL-System als Grundlage für das optimale Funktionieren des offenen Tauschpools auf drei Säulen: der einheitlichen internationalen Normierung, der unabhängigen Qualitätssicherung sowie der Sicherung der Markenrechte durch konsequente Verfolgung von Markenrechtsverletzungen“.

Durch die Einhaltung der drei Grundlagen „garantiert die EPAL den Verwendern hochwertige Qualitätsladungsträger für eine sichere und funktionierende globale Logistik. Engels: „Die aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz gefertigten EPAL-Paletten überzeugen mit ihrer CO2-Bilanz und durch ihre umweltfreundliche Mehrfachverwendung im offenen Tauschpool.“

Zu den Vorteilen des offenen Tauschpools zählen laut Engels die hohe Verfügbarkeit mit mehr als 500 Mio. EPAL-Europaletten, die weltweite Tauschfähigkeit, die unbedingte Exportfähigkeit sowie ein hoher Umlauf durch unabhängig geprüfte Qualität und durch Reparatur nach EPAL-TRW-Standard. Hinzu kommen Nachhaltigkeit durch Wiederverwendung, transparente Kosten, keine versteckten Handlingkosten sowie die Möglichkeit, alle EPAL-Ladungsträger mit RFID-/Auto-ID-Systemen aufzurüsten

Vielseitig einsetzbare Paletten aus Holz und Kunststoff

Chep, das Akronym steht für Commonwealth Handling Equipment Pool) steuert, wartet, transportiert und liefert über 300 Mio. Ladungsträger zu seinen Kunden. Die hochwertigen Paletten, Behälter und Container werden gemeinsam von Zulieferern, Herstellern, Distributoren und Einzelhändlern eingesetzt und wiederverwendet.

Die wiederverwendbare Chep-Europalette (1200 mm × 800 mm) aus Holz beispielsweise ist eine Allzweckplattform für die Distribution und den Transport von Gütern und Produkten. Sie bietet laut Chep „Haltbarkeit und Beständigkeit bei Handling, Transport und Pooling über die gesamte Supply Chain hinweg“.

Chep fertigt die Europalette auch aus Kunststoff, mit rutschfester Oberfläche für die Beladung, Auslage und Distribution von Rohmaterialien und Endprodukten. Über das Netzwerk der Chep-Service-Center werden die Kunststoffpaletten gepoolt und gewartet. So ist zu jeder Zeit für mehr Hygiene und Effizienz in der gesamten Supply Chain und zudem für eine nachhaltigere Nutzung natürlicher Ressourcen gesorgt.

112 Mio. Paletten sind im Palettenpool von Chep im Umlauf

Die wasserabweisenden Paletten eignen sich laut Chep „hervorragend für hoch regulierte, hygienesensible Branchen wie die Arzneimittelherstellung“ sowie auch für Hygienebereiche und Reinräume. Die undurchlässige, glatte Oberfläche weist Säuren, Fett und Gerüche ab, weder Feuchtigkeit noch Staub oder Flüssigkeiten können sich ansammeln. Die Palette ist voll kompatibel mit Kisten und Trays für ein komplettes Kunststoffsystem: Sie ist einsetzbar in Kombination mit allen Standardfördergeräten und vierseitig unterfahrbar für einfachen Zugang von mehreren Seiten.

Zum umfassenden Produktportfolio von Chep im Bereich Paletten zählen weiter Kunststoff-Industriepaletten (1200 mm × 1000 mm), Industriepaletten aus Holz, eine Halbpalette aus Holz für die Automobilindustrie (1000 mm × 600 mm) und die von vier Seiten unterfahrbare Viertel-Displaypalette (600 mm × 400 mm).

„In Zeiten, in denen die Logistikbranche unter Kapazitätsmängeln leidet, ist Pooling eine intelligente Lösung, um die Supply Chain effizienter zu gestalten und Kosten, Arbeitsaufwand und Umwelteinflüsse zu reduzieren“, so Kai Derda, Geschäftsführer der Chep Deutschland GmbH. „Statt mit dem Kauf von Paletten Kapazität zu binden und Ineffizienzen zu riskieren, nutzen viele Unternehmen das Paletten-Pooling von Chep. Mit 112 Mio. Paletten im Umlauf, 18.000 Kunden, mehr als 220 Service-Centern und über 500.000 Abholpunkten in Europa verfügt Chep über ein umfassendes Netzwerk.“

Wie Derda ausführt, beziehen die Unternehmen die Paletten nach dem Prinzip „mieten statt kaufen“. Sie erhalten hochwertige Paletten aus dem geschlossenen Pool selbst zu Spitzenzeiten in der richtigen Menge zur richtigen Zeit an den richtigen Ort geliefert. Rückführung, Reinigung, Instandhaltung und Recycling organisiert Chep, sodass all dies nicht mehr im Risikobereich des Mieters liegt. Derda: „Dies reduziert nicht nur den Zeit- und Kostenaufwand, sondern auch den ökologischen Fußabdruck durch die Reduzierung von Verpackungsmüll, Leerkilometern und CO2-Ausstoß.“

Die Utz-Gruppe, weltweit an neun Standorten aktiv, bietet ein umfassendes Spektrum an Ladungs- und Werkstückträgern, zu denen auch eine breite Auswahl an Kunststoffpaletten mit dem Euromaß 1200 mm × 800 mm sowie dem ISO-Maß 1200 mm × 1000 mm zählt. So passt sich die „Upal-V“ „perfekt an die Kundenwünsche an“. Durch die Modifizierung der Zahl von Füßen, Kufen und Metallverstärkungen, die sich leicht austauschen lassen, entsteht eine große Variantenvielfalt. Die optionalen Metallverstärkungen geben der Palette die gewünschte Stabilität und Belastbarkeit.

Mit den Attributen „clever, flexibel und verstärkt Regal-tauglich“ präsentiert Utz die „Upal-S“ im Euroformat. Die Stabilität der robusten und belastbaren Palette wird durch Metallrohre erhöht, die in dafür vorgesehene Vertiefungen eingelegt werden können. Mit dieser Verstärkung ist die Palette Hochregallager-tauglich.

Stabile und hoch belastbare Kunststoffpaletten

Auf der diesjährigen Fachmesse Logimat hat Cabka die neue Kunststoffpalette „Eco P3“ präsentiert, die vor allem zum Transport von Säcken geeignet ist. Zu den Besonderheiten zählt das Wing-Design: Das Deck reicht über die Kufen und Füße der Palette hinaus, wodurch sie über eine extra große Auflagefläche für Säcke und andere Güter verfügt. So können auch auf kleineren Förderbändern problemlos große Warenmengen transportiert werden. Zudem lassen sich die beladenen Paletten stabil mit Stretchfolie verpacken und per Stapler an verschiedenen Stellen anheben.

Die sechs breiten Kufen der Palette verhindern bei Blockstapelung ein Einsacken auf die darunter gelagerten Säcke. Die nur 12 kg schwere, langlebige Palette ist in der Chemiebranche als Alternative zur Standardpalette „CP 7“ im Einsatz. Zudem eignet sie sich für die Nutzung in sämtlichen anderen Branchen.

Wie vielseitig und nutzbringend Einwegpaletten eingesetzt werden können, lässt sich anhand der Produkte der 1971 gegründeten Inka Paletten GmbH zeigen, des größten europäischen Herstellers von Einwegpaletten aus Holzwerkstoff. Wie Inka mitteilt, werden die Paletten „nach einem garantiert schädlingsfreien Verfahren produziert, sind daher als Universalladungsträger für weltweite Exporte hervorragend geeignet und ,voll luftfrachtfähig‘“. Mit ihrer geschlossenen Unterseite bieten sie einen besonderen Vorteil bei der Luftfracht, denn nachträgliche Manipulation von unten ist kaum möglich. Zudem müssen eventuelle Quarantänebestimmungen unterschiedlichster Länder, wie etwa ISPM15/NIMF15, bei Inka-Paletten nicht beachtet werden.

Einwegpaletten – „für Exporte hervorragend geeignet“

Für die Fertigung der Inka-Paletten wird sortiertes Industrieresteholz, wie beispielsweise alte Holzpaletten, Schälspäne oder Sägewerksabfälle, zerspant und getrocknet. Die getrockneten Späne werden mit Harnstoffharz beleimt und danach in Spezial-Stahlwerkzeugen bei hohem Druck und hoher Temperatur formgepresst. Die Paletten gibt es in allen Standardformaten, von der Viertelpalette (400 mm × 600 mm) bis zum CP3-Format (1140 mm × 1140 mm).

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