Dass sich der Gütertransport zur See und auf der Straße ändern muss, um mit den Anforderungen der Zukunft fertig zu werden, steht außer Frage. Aber welche Ideen gibt es und wann sind sie bereit für den Markt? MM Logistik versucht eine Annäherung an eines der wichtigsten Themen der kommenden Jahrzehnte.
Der Rumpf der Vindskip dient als Segel und soll das Schiff vor allem auf dem offenen Meer antreiben.
(Bild: Lade)
Weltweit steigen die Warenströme an und es ist kein Ende in Sicht. Immer mehr Menschen mit immer höheren Lebensstandards sorgen dafür, dass dem Gütertransport, sei es der Transport großer Ladungen über große Distanzen oder die Belieferung auf der letzten Meile, in Zukunft ein noch größerer Stellenwert zukommen wird. Die Lieferung frei Haus wird quasi zum Menschenrecht. Demgegenüber stehen die schädlichen Auswirkungen konventioneller Verbrennungsmotoren auf die Umwelt, die sich nach Meinung vieler Forscher in der globalen Erwärmung widerspiegeln, und die Endlichkeit der zugrunde liegenden Ressource Erdöl. Es sind also gerade beim Gütertransport auf der Straße und auf dem Wasser neue Konzepte nötig, die dafür sorgen, dass der Warenfluss in Zukunft nicht mehr nach Diesel und Schweröl riecht.
On the road again
Die in der breiten Öffentlichkeit bekanntesten Zukunftskonzepte für den Transport kommen allesamt aus dem Straßenverkehr. Hier sind alternative Antriebe durch Fahrzeuge wie Toyota Prius, BMW i3 oder Tesla schon in der Realität angekommen und Konzepte für autonomes Fahren schaffen es regelmäßig in die großen Nachrichtenmagazine der Republik. Auch der Warentransport findet sich durch Pilotprojekte wie E-Lkw und elektrische Lieferwagen für die letzte Meile hier und da in den Schlagzeilen wieder. Dass die Entwicklung hier noch nicht weiter ist, hat für David Rüdiger vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, der im Rahmen des Projekts „Eco Fleet“ den Status quo und das Entwicklungspotenzial alternativer Antriebsformen im Transportwesen untersucht hat, einen einfachen Grund: Wirtschaftlichkeit.
„Es gibt schon Alternativen und Pilotversuche, die Wirtschaftlichkeit ist heute aber häufig noch nicht gegeben, selbst wenn der Ölpreis wieder steigt. Solange sich das im Vergleich zu den konventionellen Antrieben nicht ändert, werden wir auch keinen großen Wechsel auf Alternativen sehen, auch wenn diese ökologisch vorteilhaft sind“, gibt der Forscher zu Protokoll. Außerdem sieht er die Betankungsinfrastruktur als großes Problem. Diese entspricht Rüdiger zufolge gerade in Deutschland den Anforderungen des Güterverkehrs noch nicht im Geringsten. Eine neue EU-Richtlinie aus dem letzten Jahr könnte das ändern. Sie fordert die Länder auf, diese Infrastruktur deutlich zu verbessern.
Von der Schiene lernen
Eine Alternative zur bloßen Versorgung über Tankstellen könnte Martin Randelhoff zufolge das E-Highway-Konzept von Siemens sein. Randelhoff beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Mobilität und konnte mit seiner Plattform „Zukunft Mobilität“ unter anderem den Grimme Online Award gewinnen. Der E-Highway basiert auf einem intelligenten Stromabnehmer in Kombination mit einem Hybridantriebssystem. Entsprechend ausgerüstete Lastwagen versorgen sich während der Fahrt aus Oberleitungen mit elektrischer Energie und fahren dann lokal emissionsfrei. Auf Straßen, die nicht mit Oberleitungen ausgestattet sind, treibt ein Hybridmotor die Lastwagen an. Der intelligente Stromabnehmer ermöglicht das automatische An- und Abdocken bis zu einer Geschwindigkeit von 90 km/h. Ab Juli 2015 will Siemens das Projekt in Kalifornien erstmals im öffentlichen Raum präsentieren. Randelhoff ist sich sicher: „In Verbindung mit einer Teilautomatisierung kann der E-Highway einen noch nie erreichten Effizienzgrad des Güterverkehrs bei einer gleichzeitig sehr hohen Versorgungssicherheit erzielen.“
Interview: „Trend in der Logistik geht zur Industrialisierung“
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Die Transporein Group will Industrie- und Handelsunternehmen mit Ihren Logistikdienstleistern vernetzen. Dafür hat sie unter anderem einen speziellen Mobilfunktarif für Transportunternehmen entwickelt. Im Gespräch mit MM Logistik erklärt Peter Förster, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Transporeon Group, wie sich die Transportbranche seiner Meinung nach entwickeln wird und warum vernetzte Systeme immer wichtiger werden.
Peter Förster ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Transporeon Group.
(Bild: Transporeon)
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, denen sich die Transport-Branche in den nächsten Jahren stellen muss?
Peter Förster: In der Transportbranche gibt es seit einiger Zeit einen ganz klaren Trend zur Industrialisierung und damit auch zur Professionalisierung. Die „Hemdsärmligkeit“, die die Logistikbranche lange geprägt hat und ein Stück weit auch deren Charme ausmacht, verschwindet zusehends. Stattdessen wird mehr in Prozessen gedacht und stärker automatisiert. Dies dient letztendlich dazu, die Prozesskosten zu senken – und daran führt kein Weg vorbei. Die Industrie ist hier schon einen Schritt weiter als die Speditionen, aber wir sehen, dass diese nachziehen. Die große Herausforderung für alle Unternehmen der Logistikbranche sehe ich darin, diesen Trend für sich zu nutzen und sich technisch nicht abhängen zu lassen. Wer auf die klassische Abwicklung beharrt, wird es in Zukunft schwer haben.
Wie können vernetzte Plattformen dabei helfen, diesen Herausforderungen zu begegnen?
Förster: Zuerst schöpfen die Unternehmen die Optimierungsmöglichkeiten im eigenen Betrieb aus. Das ist richtig und wichtig. Dann aber stellen sie fest: Das reicht nicht. Um wirklich effizienter zu werden, muss man über die Unternehmensgrenze hinweg denken. „Collaborative Commerce“ heißt das Stichwort. Vernetzte Plattformen wie Transporeon mit ihren stark automatisierten Prozessen führen zu einfacherer Kommunikation und mehr Transparenz entlang der gesamten Lieferkette. Somit sparen am Ende alle Beteiligten Zeit und Kosten.
Ihr Unternehmen ist kürzlich in den Telematik- und Mobilfunkmarkt eingestiegen. Gehen Sie davon aus, dass diese Themen in Zukunft eine steigende Bedeutung haben werden?
Förster: Damit alle Beteiligten effizienter werden können, muss der Prozess entlang der gesamten Logistikkette automatisiert werden – bis in die Fahrerkabine hinein. Und zwar nicht nur in den jeweils eigenen Fahrzeugen der Speditionen, sondern auch bei Charter- und Subunternehmen. Das gelingt nur mit smarten Telematiklösungen. Ein Beispiel: Die Dieselpreise machen ungefähr 30 % der Kosten eines Transports aus. Mit intelligenten Telematiksystemen können die Speditionen 8 bis 10 % Diesel sparen, indem die Fahrer zu einer spritsparenden Fahrweise angehalten werden. Wenn man bedenkt, dass der Gewinn derzeit bei 2 bis 3 % der Kosten liegt, entspricht das einer Verdopplung der Rendite. Nun nützt aber die beste Telematik nichts, wenn die Roaminggebühren zu teuer und daher die Geräte in den Fahrzeugen offline sind. Deshalb bieten wir mit Freeeway günstige, europaweite Datentarife, ganz speziell auf die Bedürfnisse der Transport- und Logistikbranche ausgerichtet – ein weltweit bisher einzigartiger Ansatz.
Welche weiteren Zukunftsprojekte betreiben Sie derzeit?
Förster: Bei Freeeway entwickeln wir zurzeit einen Tarif „Europa Plus“, der zum Beispiel auch Russland einschließt. Hier sind die Roaminggebühren für europäische Unternehmen derzeit enorm teuer. Auch Sprachtarife wollen wir künftig anbieten. Was die Produktentwicklung angeht, lassen wir uns natürlich nicht so gern in die Karten schauen. Generell ist es unser Ziel, ein voll integriertes System zu schaffen, in das alle relevanten Teilnehmer einfach eingebunden werden können – und zwar entlang der gesamten Lieferkette. Beispielsweise lässt sich unsere Transporen-App für Fahrer in Zukunft mit dem Transport Management Systemen der Speditionen integrieren und steht für das komplette Flottenmanagement der Spedition zur Verfügung.
Wie wird sich das Transport-Gewerbe Ihrer Meinung nach bis 2025 verändern?
Förster: Meiner Meinung nach werden sich viele Trends, die wir heute schon beobachten, bis 2025 fortsetzen und verschärfen. Beispielsweise der Fahrermangel. Insgesamt werden Personalressourcen teurer und knapper werden. Auch der Trend zu mehr Transparenz wird weiter anhalten. Die Kunden – sowohl der Verlader als auch der Frachtführer – verlangen schon heute vorausschauende Informationen wie Verspätungsprognosen. Und auch um das eigene Unternehmen zu steuern, werden verlässliche, detaillierte Zahlen immer wichtiger. Hier wird das Internet der Dinge eine wichtige Rolle spielen. „Be Always-Connected“ und die unternehmensübergreifende Bereitstellung dieser Echtzeitinformationen werden entscheidend sein. Nicht zuletzt gehe ich davon aus, dass die gesetzlichen Vorschriften wie Maut- und Steuerrecht komplexer und, was Umweltaspekte angeht, auch verbindlicher werden. Dabei nützt es nichts, vor diesen Entwicklungen die Augen zu verschließen. Im Gegenteil: Wer sich darauf einstellt, hat in der Logistik weiterhin sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten. Schließlich nimmt der Transportbedarf kontinuierlich zu.
Stand vom 15.04.2021
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